M94.5 ALBENREVIEW

Blond – Perlen

/ / Bild: Beton Klunker Tonträger

Good Vibes only? Bei Blond geht es um mehr als entspannte Musik. Die Chemnitzer Band beweist in ihrem neuen Album Perlen wie Gesellschaftskritik schön verpackt werden kann. 

Blond sind die beiden Schwestern Nina und Lotta Kummer und ihr bester Freund Johann Bonitz. Zusammen aufgewachsen in Chemnitz und Einiges erlebt, releasen sie seit 2016 Musik. Die Selftiteld EP gibt damit den Startschuss für die Band. Nach einer zweiten EP Trendy, gibt es dann 2020 das Debütalbum Martini Sprite. Blond sind von Anfang an eine Band, die auf Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten eingeht und sich in Gesellschaftskritik übt. Und das es bei ihnen um mehr geht, als einem vermeintlichen Hype hinterherzurennen, ist auch bei Perlen spürbar.  

Der Ton macht die Musik  

Blond ist eine Band die es trotz ernsten Themen schafft, tanzbare Songs zu machen. Mit Lotta am Schlagzeug, Johann am Keyboard und Nina an der Gitarre spielen sie einen Mix aus Indie, Pop und Punk. Was bei den drei natürlich auch nicht fehlen darf, sind eingängige Rap-Parts und auch der ein oder andere HipHop-Beat lässt sich finden. Damit gesellen sich Blond mit ihrer Musik perfekt zu den Leoniden, Power Plush und natürlich Kraftklub.  

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BLOND im Musikvideo zu “oberkörperfrei”

Blond schafft es den Frust und auch die Enttäuschung über besagte Systeme und Strukturen in Hymnen umzuwandeln die auf der nächsten feministischen Demo laufen. Und obwohl thematisch alles unter dem Dach der Gleichberechtigung steht, klingen die Songs je nach Thema unterschiedlich. In „toxic“ gibt es zur Abwechslung einen Biologievortrag, mal Refrains die mehrstimmig vertont sind und es gibt nicht nur Gesangsparts von Nina und Lotta. Auch Johann beweist sein Rap-Talent. Zwischen den feministischen Hymnen gibt es auch emotionale Balladen, wie „immer lustig“, bei denen musikalisch weniger mehr ist. Kein mehrstimmiger Refrain und Punk-Attitüde, sondern sensible Themen die von E-Gitarre und Schlagzeug begleitet werden.  

Mehr als Ironie 

Neben ironischen Lines oder ganzen Songs, wie beispielsweise Sanifair Millionär, beweisen die drei aber einmal mehr wie Gesellschaftskritik gut klingt. Ob weirde Cluberlebnisse oder das nächste enttäuschende Festival Line-Up, bei Blond geht es neben dem Sound vor allem auch um den Inhalt. Blond schaffen es auch banale Themen so eingängig zu vertonen, das sogar Musik über Raststätten-Klos zur Party läuft. Wofür die Band allerdings bekannter ist, ist ihr Engagement für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung – und das spiegelt sich in jedem einzelnen Song wieder. Die Songs thematisieren die Lebensrealität mit der Frauen und FLINTA* in Deutschland konfrontiert sind. Und eben auch in der Musikbranche. Zusammen mit addeN gab es schon vorab die Single “Männer”, in der es im Großen und Ganzen um fehlende Repräsentation auf den Bühnen geht. Eine Kritik mit der Blond und addeN nicht alleine sind. Auch Künstler:innen wie Antje Schomacker, Maryam.fyi, Von Wegen Lisbeth und Kraftklub äußern sich zur fehlenden Diversität in Line-Ups

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Blond zusammen mit addeN im Musikvideo zu “Männer”

Auch mentale Gesundheit ist bei Blond ein zentrales Thema. Wie bei “Sims 3” oder “mein boy”. Auf „mein boy“ vergleicht die Band die Suche nach einem passenden Therapeuten, mit der genauso schwierigen Suche nach Partner:innen. So kommen Lines wie “Ich hab’ lang nach ihm gesucht” oder “Ich dachte es liegt vielleicht an mir” zustande.  

Tanzbarer Feminismus 

Generell spielen Blond mit den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen und FLINTA*. Immer lieb und gutaussehend, und bitte bloß keine eigene Meinung! Aber genau die haben sie – genauso wie Power Plush und addeN. In den beiden gemeinsamen Songs “Ich sage ja” und „Männer“ geht es genau um das.

Nehm’ alles hin, denn ich bin ein hübsches Mädchen

Blond und Power Plush in “Ich sage ja”

Nicht alles hinnehmen zu müssen, nur weil es ein System gibt, von dem hauptsächlich Männer profitieren. Gegen die Strenge schlagen und genau das zu singen was sich viele denken. Feministische Kampfansagen zum Tanzen.  

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Perlen von Blond auf Spotify

Ich sage ja

Blond hat sich über die letzten zu einer der wichtigsten deutschsprachigen Bands entwickelt, wenn es um Gesellschaftskritik und feministische Ansagen geht. Mit ihrer nahbaren Art und einer Leichtigkeit schaffen sie es schwierige und vor allem frustrierende Themen trotzdem in einer “Ellbogen-Raus-Mentalität” zu vertonen.

Perlen ist am 21. April über Beton Klunker Tonträger erschienen.