Platte des Monats: Februar '21
Black Country, New Road – For the first time
Zwei Songs haben gereicht, schon wird die britische Post-Rock Band Black Country, New Road als “beste Band der Welt” bezeichnet. Dass sie die hohen Erwartungen auch halten können, zeigen sie auf ihrem Debütalbum und unserer Platte des Monats für den Februar: For the first time.
Mit ihren ersten Songs, “Sunglasses” und “Athens, France” haben Black Country, New Road 2019 riesige Wellen geschlagen. Zeitungen wie der Guardian und die New York Times priesen die Musik. Schnell füllten sie Konzerthallen und spielten auf internationalen Festivals. Ihre Liveperformance gilt unter Fans sogar als legendär. Dieses Live-Gefühl will die Band aus London mit For the first time so gut wie möglich wiedergeben.
Zweiter Anlauf
Nach einem erfolglosen ersten Versuch unter dem Bandnamen Nervous Conditions, löste sich die Band 2018 auf. Sechs der ursprünglichen acht Mitglieder kamen im selben Jahr nochmal zusammen und gründeten eine neue Band: Black Country, New Road. Heute besteht die Band aus den sieben Mitgliedern Isaac Wood (Gesang/Gitarre), Tyler Hyde (Bass), Goergia Ellery (Violine), May Kershaw (Keyboard), Luke Mark (Gitarre), Lewis Evans (Saxophon) und Charlie Wayne (Schlagzeug). In dieser Konstellation traten sie schon auf etlichen Konzerten und Live Sessions auf, darunter auch ein Benefiz-Konzert in Kollaboration mit Black Midi, vielleicht der einzigen Band, die die letzten Jahre einen vergleichbaren Hype in der Szene aufbauen konnte.
For the first time fasst den musikalischen Werdegang der Band zusammen. Über 18 Monate lernten die Mitglieder aus Cambridge und Umgebung sich musikalisch kennen und passten sich, trotz vieler Instrumente und Stile, aneinander an. Dabei änderte sich auch ihr ursprünglicher Sound. Das ganze Album nahmen sie innerhalb von 6 Tagen auf. Unterstützt wurden sie dabei vom Produzenten Andy Savours, welcher an Projekten von den Killers oder Arctic Monkeys beteiligt war. Ihre ersten beiden Songs haben sie vollständigkeitshalber auch neu aufgenommen, damit diese dem aktuellen Sound der Band gerecht werden.
Ein sehr dynamisches Klangerlebnis
Das Album hat einen sehr organischen Klang: Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug treffen hier Streicher, Saxophon und Keyboard aufeinander. Mit dieser Kombi erschafft Black Country, New Road eine individuelle Mischung aus Post-Rock und Post-Punk mit einem Jazz-Twist. Dabei kommt auch keins der Instrumente zu kurz. Auf den bis zu fast 10 Minuten langen Songs wiederholt sich nichts. Jeder Song hat seine eigene Struktur. So verwandelt sich eine ruhige Gitarrenmelodie völlig natürlich in ein lautes, aufreibendes Gesangsstück.
„Leave Kanye out of this“
Sänger Isaac Wood stellt sich nicht so sehr in den Vordergrund, stattdessen lässt er den Instrumenten viel Freiraum. Im Spoken-Word Stil erzählt er von verschiedenen persönlichen Themen, sei es eine verflossene Beziehungen, Streits über das Liebesleben und Kanye West oder verkehrte Selbstwahrnehmung. Dabei erfüllt Wood vor allem eine Aufgabe: Er klingt authentisch.
“Science Fair” war die erste offizielle Songauskopplung des Albums. Die Stimmung ist schon zu Beginn angespannt. Dieses Gefühl wird durch den langsamen Aufbau immer intensiver, man bekommt gar nicht erst die Chance sich auch nur für eine Sekunde zu beruhigen. Währenddessen erzählt ein nervöser Issac Wood von seiner Blammage auf einer Forschungssausstellung und spricht sich sein junges Leiden von der Seele.
Trotz der kurzen Songliste von 6 Liedern hat das Album eine Länge von 40 Minuten. Jeder Song ist in mehrere Phasen geteilt und fühlt sich fast an wie eine eigene EP, welche untereinander noch reichlich Abwechslung bieten. Insgesamt liefert das Album ein sehr einzigartiges Hörerlebnis welches man sich unabhängig von Genrepräferenzen nicht entgehen lassen sollte.