Betrug im Netz

Wanted auf Vinted

/

Von Phishing bis zu Geldabzocke – auf Onlinekaufplattformen wie Vinted kommt es immer wieder zu Betrugsfällen, sogenannten Scams. Dabei bedienen sich die Betrüger:innen häufig derselben vier Maschen.

Geschrieben von: Maximilian Weiher

Die Onlineplattform Vinted ermöglicht es den über 65 Millionen registrierten Nutzer:innen, Artikel über die App zu kaufen oder zu verkaufen. Um seine gebrauchten Sachen zu verkaufen, sind keine speziellen Anforderungen nötig. Einfach das Bild hochladen, eine kurze Beschreibung dazu und den Preis festlegen – so einfach geht’s. Die Käufer:innen können verhandeln und wenn im gegenseitigen Einverständnis ein Preis feststeht, wird die Ware verschickt. Bezahlt wird entweder direkt über die App, beziehungsweise die Geldbeutelfunktion, oder je nach Wunsch der Beteiligten über PayPal, ApplePay oder mit der Kreditkarte. Allerdings ist die App dadurch ein gefundenes Fressen für Scams und Betrüge.

Finger weg von PayPal-Freunde

Eine beliebte Betrugsmasche ist der Verkauf über PayPal-Freunde. Bei der Bezahl-App PayPal gibt es zwei Optionen, aus denen bei Zahlungen gewählt werden kann: Bei der Option “Waren und Dienstleistungen” fällt eine Transaktionsgebühr an. Dafür sind die gekauften Waren vom PayPal-Käuferschutz abgedeckt und im Fall von Problemen können Rückerstattungen angefordert werden. PayPal-Freunde ist dagegen für Geldgeschenke oder Sendungen an vertrauenswürdige Personen gedacht. Es fallen keine Gebühren bei der Bezahlung an, dafür greift aber auch der Käuferschutz nicht.

Scammer:innen nutzen diese Option für ihre Betrugsmasche: Die Käufer:in wird dazu aufgefordert, das Geld per PayPal-Freunde zu schicken. Die Betrüger:innen behaupten, es sei, damit keine Gebühren anfallen, wobei sie eigentlich nur den Käuferschutz vermeiden wollen. Das Geld wird überwiesen und die Waren angeblich verschickt – sie werden aber nie ankommen. Da über die Freunde-Option bezahlt wurde, besteht so gut wie keine Chance, das Geld je zurückzubekommen. Außerdem kann PayPal die Zahlung als Gebührenumgehung einstufen und dir zukünftig PayPal verweigern.

TIPP: Immer die Option “Waren und Dienstleistungen” nutzen. Die Gebühren sind nie so teuer, wie der Verlust im Falle eines Scams.

Die “Zalando-Masche”

Über Vinted wird aus zweiter Hand verkauft. Bei der “Zalando-Masche” erhält der oder die Käufer:in jedoch ein nagelneues Produkt. Die Ware kommt sogar in einem Zalandokarton, denn das Produkt wird tatsächlich extra neu vom Onlineshop bestellt. Die oder der vermeintliche Verkäufer:in hat ein neues Produkt bei Zalando auf den Namen der Käufer:innen geordert. Die nötigen Daten haben sie schon, da man das Produkt bereits bei ihnen auf Vinted bezahlt hat. Also gibt es jetzt zum Einen die Rechnung von Vinted, aber auch die teurere Rechnung von Zalando für das brandneue Produkt, die beide bezahlt werden müssen.

TIPP: Vinted empfiehlt, sich sofort beim Support, bei Zalando und der Polizei zu melden. In den meisten Fällen haben Transaktionen storniert und Rückerstattungen gezahlt werden können.

Problem Phishing

Beim Phishing, zusammengesetzt aus password und fishing, werden User:innen dazu verleitet, private Daten wie Emailadressen, Passwörter, Kontaktdaten oder Kreditkarteninformationen preiszugeben. Zum Beispiel werden sie im Chatverlauf auf eine Fake-Vinted-Seite weitergeleitet, die dann die Eingabe der Daten verlangt. Diese Seiten sehen täuschend echt aus, sind aber extra erstellt, um an die privaten Informationen zu kommen.

TIPP: Dabei ist zu beachten, dass Vinted in keiner Phase der Zahlung nach persönlichen Daten wie der Emailadresse fragt. Die Zahlung über die App erfolgt über die Plattform und muss nicht über Links in einer Email bestätigt werden.

Abzocke “Abholen”

Bei dieser Betrugsmasche ist der oder die Verkäufer:in das Opfer: Die Käufer:innen bieten an, den Artikel bei den Verkäufer:innen zuhause abzuholen, kaufen es aber über Vinted und aktivieren den Käuferschutz der Plattform. Sobald sie das Produkt abgeholt haben, reklamieren sie mit dem Käuferschutz, dass das Produkt nie angekommen sei. Die Verkäufer:innen können nicht nachweisen, das Produkt weggeschickt zu haben und müssen das Geld zurückzahlen. Das Produkt sind sie dabei auch los.

TIPP: Jörg Schieb, Journalist im Bereich des Digitalen rät, immer nur die offiziellen Zahlungs- und Sendungswege zu nutzen. Im Fall einer Abholung sich auch am besten vor Ort bezahlen lassen und die Abholung bestätigen lassen – so haben die Betrüger:innen wenig Chancen.

Wie erkenne ich Scams und was kann ich dagegen tun?

Scams zu erkennen ist schwer, oft sehen die Profile ganz normal aus und sind auch gut bewertet. Scammer:innen können sich als Vinted-Mitarbeiter:innen ausgeben. Der Unterschied ist: Der Badge hinter dem Benutzernamen zeigt, dass das Profil von echten Mitarbeiter:innen ist. Außerdem gilt: Vinted kontaktiert nur über den Support-Account.

“Man sollte darauf achten, dass es sich um eigene Bilder des Verkäufers handelt, sind die Bilder zu perfekt, kann man die Rückwärtssuche für Bilder anwenden. Man muss vorsichtig bleiben und ggfs. auch fragen, wo die Produkte gekauft wurden. Außerdem sollte man sich nicht vorschnell von Megaschnäppchen blenden lassen. Auch bei angeblichen Markenprodukten, die extrem günstig sind, ist Vorsicht geboten, hier kann es sich um eine Fälschung handeln. Die eigene Telefonnummer sollte man ebenfalls nicht herausgeben, es kann über die Plattform kommuniziert werden.”

– Simone Bueb, Referentin im Verbraucherrecht von der Verbraucherzentrale Bayern

TIPP: Wenn man aber doch persönliche Daten preisgegeben hat, soll sofort der Vinted-Support kontaktiert werden sowie die Bank, um weitere Ratschläge zu erhalten. Wenn tatsächlich schon Geld gestohlen wurde, ist es wichtig, die örtliche Polizei einzuschalten, die Kreditkarten sperren zu lassen und den Anweisungen der Bank zu folgen. Außerdem soll jedes Konto, das nach persönlichen Daten fragt, dem Team gemeldet und potenzielle Phishing-E-Mails an phishing@vinted.com weitergeleitet werden.

Weitere Informationen zu dem Thema findet ihr im Vinted Hilfe-Center.

Diese Betrugsmaschen finden sich auch auf anderen Plattformen wie zum Beispiel Ebay Kleinanzeigen. Auf den jeweiligen Support-Seiten gibt es Anleitungen, was im Falle eines Scams zu tun ist.