Wie geht's weiter?
Berufseinstieg vs. Corona
Studium fertig – und dann? Schon ohne die Corona-Krise ist das keine leichte Frage. Doch wie finden Studierende und Absolvent*innen mit den coronabedingten Hürden jetzt ihren Weg ins Berufsleben?
Praktikumsabsagen, verzögerte Einstellungstermine und sogar Einstellungsstopps sind nur einige Hürden für Absolvent*innen auf dem eingeschränkten Arbeitsmarkt. Bei vielen sorgt das für zusätzliche Unsicherheit und Zweifel. Es ist nicht klar wie, wohin und vor allem wann es weitergeht.
Nichts ist mehr wie geplant
Auch die Studienabsolventin Lena Rupprecht ist von der unsicheren Lage des Arbeitsmarktes zurzeit betroffen: Ihr letztes Semester endete im April. Geplant war im Anschluss ein dreimonatiges Praktikum und im Anschluss ein Volontariat bei einem regionalen Fernsehsender. Durch die Corona-Pandemie wurde beides auf unbestimmte Zeit verschoben. Der bayerische ver.di-Sprecher Hans Sterr erklärt die Situation aus Sicht der Arbeitgeber so: “Natürlich sind die Betriebe bei Neueinstellungen zurückhaltender, bis sie die Sicherheit haben, wie es wirtschaftlich weitergeht.”
Für Lena Rupprecht bedeutete das in der Konsequenz eine finanzielle Herausforderung: Sie war gerade erst ausgezogen – jetzt Exmatrikulation, Miete, Lebensunterhalt – und zusätzlich 200 Euro Krankenkassenbeiträge pro Monat, weil sie nicht mehr studiert. Es war nicht leicht, eine Stelle zur vorübergehenden Überbrückung zu finden.
Flucht in Zeitarbeit?
Viele Zeitarbeitsfirmen nutzen die Krise, um zum Beispiel Menschen in Lenas Situation anzuwerben. Der ver.di Sprecher betont aber auch:
“In der Finanzkrise wurden damals sogar mehr Zeitarbeitsplätze abgebaut, weil es da nicht die Möglichkeit der Kurzarbeit gibt. Da heißt es dann: Weiterbeschäftigen oder Entlassen.”
Deshalb rät er dazu, sich auf feste Stellen zu bewerben. Falls aber im Vordergrund steht, möglichst viele verschiedene Einblicke in unterschiedliche Firmen zu bekommen, könnte das ein Argument für Zeitarbeit sein.
Was jetzt bei der Bewerbung anders läuft
Auch Herr Dr. Stephan Pflaum, Koordinator der LMU Career Community, empfiehlt, sich momentan ganz regulär auf ausgeschriebene Stellen zu bewerben. Laut seiner Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit Unternehmen, setzen viele weiterhin auf Kontinuität: Einstellungsgespräche finden dann per Videoanruf statt oder die Einarbeitung geschieht online.
Wie bei Lena Rupprecht werden aber auch viele Einstellungstermine nach hinten verschoben. Laut dem Koordinator gibt es viele individuelle Möglichkeiten, auch Überbrückungszeiten in Bezug auf den Berufseinstieg sinnvoll zu nutzen. Lena Rupprecht ging es dabei vor allem um eine finanzielle Überbrückung der Situation und so arbeitet sie jetzt bei DHL.
Zwangsentschleunigung im Bewerbungsprozess
Anstatt ihren Zukunftsplan schnell verwirklichen zu können, heißt es nun für sie, auf unbestimmte Zeit Pakete auszuliefern. Auch wenn solche Situationen für viel Unklarheit sorgen, rät der Koordinator der Career Community Stephan Pflaum:
“Es ist wichtig, seine Pläne trotzdem weiterzuverfolgen und etwas zu machen, mit dem man sich auch identifizieren kann. Nur wegen Corona sollte keiner gegen sein Bauchgefühl handeln oder Pläne über den Haufen werfen.”
Laut Stephan Pflaum steckt in der außergewöhnlichen Situation auch viel Potential. Studierende haben nun Zeit, um sich selbst zu reflektieren und sich zu fragen: “Wo will ich eigentlich hin?”.
Einen Berufsweg für sich finden
Für all die Studierende oder Studienabsolventen, die noch nicht wissen, wohin sie sich beruflich orientieren wollen, gibt es Beratungsstellen. Die LMU Career Community bietet neben der Beratung auch Hilfe bei Bewerbungen, ein Mentorenprogramm und Kurse zu Schlüsselqualifikationen an. Neben Beratungsangebote an den Unis gibt es auch das Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit. Auf dem YouTube Kanal “Bundesagentur für Arbeit” gibt es diesen Donnerstag und nächsten Donnerstag auch ein live Q&A für Fragen rund um Berufsberatung.