Platten vor die Säue
Ben Howard – Noonday Dream
Ben Howard lässt sich nicht verbiegen und hält sich deswegen auch weiterhin nicht an übliche Normen. Schon nach seinem erfolgreichen Debüt hat er damit begonnen, die allgemein akzeptierte Formel zu ignorieren, mit dem Nachfolger auf Nummer sicher zu gehen und seinen Stil nicht allzu groß zu verändern. Diese Herangehensweise war für viele Bands der einfache Weg, um den anhaltenden Erfolg zu garantieren (siehe Mumford and Sons oder Arctic Monkeys).
Ben Howard hingegen distanzierte sich schon auf seinem “sophomore Album” von dem Singer/Songwriter-Sound, schwenkte zu verhallten E-Gitarren um und vertiefte seine Vorliebe für überlange Songs. Außerdem verzichtete er auf eingängige, potentielle Mainstream-Hits à la “Keep Your Head Up“. Auch für sein nun drittes Album Noonday Dream bleibt Howard sich selbst treu und stellt seine Fans erneut auf die Probe. Die dadurch entstehende Authentizität ist dabei standfester als jede Norm.
If you like Pina Coladas
Noonday Dream ist eine Sammlung von meist ellenlangen und dementsprechend eigentlich Radio-untauglichen Songs geworden, die eine wunderschön verträumte Einheit bilden. Mal mit akustischer, mal elektrischer Gitarre nimmt Ben Howard die Hörer mit auf diverse Reisen, wie einen trippigen Hotelbesuch auf der Iberischen Halbinsel („A Boat to an Island on the Wall”) oder zur Colada-Bestellung in die Karibik („Nica Libres at Dusk”).
While the faithful dispose of a generation
And all of the mountains rumble knowingly
I order a Colada
And sit, count my dollars
And watch eagles soar in circles
Perpetually
Howard erzählt von hügelige Landschaften, wilden Bächen und ihrem Zusammenspiel mit Vögeln und Schmetterlingen. Was banal klingen mag, ist allerdings alles andere als das. Unterlegt von atmosphärischen Klängen, einem neuen, minimalen Einsatz von elektronischen Elementen und vorgetragen von Howards einfühlsamer Stimme, entsteht ein wunderbar verspieltes Album, bei dem es schwer fällt, auf Pause zu drücken.
To care or not to care?
Mit Noonday Dream geht Ben Howard konsequent seinen Weg und entwickelt den Sound seiner ersten beiden Alben weiter, ohne dabei verkrampft oder verkopft zu wirken. Das Ergebnis ist der Klang der logischen Weiterentwicklung des Engländers. Es ist die perfekte Mischung aus Elementen seines Erst- und Zweitlings, an denen er akribisch weitergefeilt und sie somit zu einem vollständig eigenständigen Werk geformt hat.
To care, or not to care
To be there
In the distant and uncertain
Immer ein bisschen weiter entfernt von dem ursprünglichen Ben Howard, immer ein bisschen weiter ins Ungewisse. Ben Howard kümmert es nicht wirklich, wie seine Musik ankommt und genau das macht dieses Album so unglaublich gut. Die Länge der Songs mag zwar zu Beginn teilweise abschreckend wirken, passt aber letztendlich genau in das Gesamtbild des Albums. Auch, dass es wieder keine poppige Nummer auf das Album geschafft hat, stört nicht. Denn: Wer braucht sowas schon?
Noonday Dream ist am 1. Juni 2018 auf Island Records erschienen.