M94.5 Albenreview

Bachelor – Doomin’ Sun

/ / Bachelor Doomin Sun Album Cover

Auf ihrem Debütalbum Doomin‘ Sun packt die Indie-Supergroup Bachelor, bestehend aus Jay Som und Palehound, die 90er Jahre aus und lädt die Zuhörer:innen zum Träumen ein.

In diesen Tagen wirkt es fast so, als ob es noch nie eine Welt ohne Corona-Pandemie gegeben hat. Dass das nicht immer so war, beweist jetzt das neue Album des Indie-Duos Bachelor, bestehend aus Jay Som-Mastermind Melanie Duterte und Palehound-Frontfrau Ellen Kempner. Deren erste Platte Doomin‘ Sun wurde nämlich im Januar 2020 aufgenommen, wenige Wochen bevor die Welt sich in einen Lockdown nach dem anderen gestürzt hat. Vielleicht gerade deshalb strotzen viele der Songs nur so von Leichtigkeit, die man in Zeiten von virtuellen Online-Konzerten und halbgaren Lockdown-Alben sehnlichst vermisst. Dazu trägt vor allem eines bei: ein gekonnter Griff in das Soundrepertoire der 90er Jahre.

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Auch die Videos sparen nicht an nostalgischem Charme

Von den 80s in die 90s

Gegründet wurde Bachelor offiziell Ende 2018, getroffen haben sich die beiden Musikerinnen aber bereits 2017 auf einer gemeinsamen Tour. Und nach einem Post-Show-Ausflug zum nächstbesten Fast Food Restaurant, wurde aus den beiden beste Freundinnen. Dass ihr gemeinsames Faible für all things 90s dazu beigetragen hat, scheint nicht unwahrscheinlich. Auf Doomin‘ Sun kombinieren die beiden Indie-Stars ihre jeweiligen Stärken – der lässige Akustiksound von Jay Som trifft auf den Guitar-Worship von Palehound und erinnert dabei an ein Crossover von Elliott Smith und Built to Spill. Eingängige Gitarren-Riffs („Stay in the Car“) liefern sich einen Schlagabtausch mit melancholischen Harmonien („Sick of Spiraling“) und beschwören dabei den Geist der Pixies und Breeders herauf.

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In “Back Of My Hand” dann noch die jugendliche Harry Styles Obsession therapieren

Auf den ersten Blick kommen die 80er Jahre auf Doomin‘ Sun auch nicht zur kurz. Songs, wie beispielsweise die erste Singlauskopplung des Albums „Anything at All“ nutzen Synthesizer, um dem Gitarrenrock mehr Tiefe zu geben. Doch auch hier orientieren sich Bachelor eher an ihrer eigenen Teenie-Zeit (beide geboren 1994). Lässige Synth-Ausflüge, wie z.B. auf „Spin Out“, erinnern mehr an die Chillhouse-Szene der frühen 2010er-Jahre als an den glamourösen Bombast der 80er. Doomin‘ Sun entpuppt sich als moderne Neuinterpretation der Vergangenheit. Trotz all der Throwbacks zu ihren Lieblingskünstlerinnen, bleiben sich Duterte und Kempner immer selbst treu. So treu sogar, dass die Persönlichkeiten der beiden oft zu verschwimmen drohen. Anstatt Bachelor gibt es dann entweder Jay Som oder Palehound.

Modern Problems, modern solutions

Nicht nur musikalisch knüpft Doomin‘ Sun an die 90er Jahre an. Denn Bachelor spielen bewusst mit dem affektierten Slacker-Ethos der Generation X. Gleichzeitig schaffen es die beiden Musikerinnen die feministischen Vorstöße von Bands wie Liz Phair, Helium oder Bikini Kill aufzugreifen. Dabei liefern Duterte und Kempner nicht einfache eine „Rrrrriot Girl“-Pastiche ab. Vielmehr beschäftigen sich die beiden queeren Künstlerinnen mit gegenwärtigen Themen aus ihrem eigenen Umfeld – Identität, Sexualität, Anpassung, Konformität. Das macht Doomin‘ Sun zu einer Platte, die gekonnt die Gratwanderung zwischen 1990s und 2020s meistert.

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Die erste Singleauskopplung des Albums: “Anything At All”

Bachelor‘s Doomin‘ Sun offenbart sich als ein vielseitiges Erstlingswerk, das trotz seines Griffs in die Vergangenheit nie an Tiefe oder Aktualität verliert. Für alle Fans der 90er Jahre, von Jay Som und Palehound ist die Platte nur wärmstens zu empfehlen. Mehr als die Summe der talentierten Einzelteile wurde hier allerdings nicht erschaffen.

Doomin‘ Sun von Bachelor erscheint am 28.05.2021 über Polyvinyl.