M94.5-Landtagsinterview mit Florian Streibl

“Queere Familien sind in unserer Gesellschaft normal – alles andere ist Unsinn.”

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Wie kann studentisches Leben verbessert werden? Wie lässt sich der Wohnungsmarkt entschärfen? Und warum gibt es in Bayern als einziges Bundesland keinen Queeren Aktionsplan? Um das herauszufinden, waren wir im Landtag und haben unter anderem diese Fragen an Politiker weitergereicht. Diesmal: Florian Streibl von den Freien Wählern.

Florian Streibl möchte wieder in den Landtag gewählt werden. Sich vorstellen kann er am besten selber. Wir haben ihn auch gefragt, wie er die eigene Politik in drei Hashtags beschreiben würde.

#Heimat, #Klima und #Energie: So beschreibt der Politiker der Freien Wähler seine Politik in drei Worten – diese Themen sind ihm wichtig.

Fünf Jahre waren die Freien Wähler (FW) nun mit der CSU gemeinsam in einer Koalition – eine lange Zeit. Unsere Frage an Florian Streibl: “Welche konkrete Forderung konnten Sie umsetzen?”

Eigentlich war nur nach einer konkreten Forderung gefragt: Doch Streibl weiß auf die Frage eine lange Antwort und zählt verschiedene Themen auf, die die Freien Wähler umsetzen konnten.

“Anpacken für Bayern”: So lautet das Wahlkampfmotto der Freien Wähler. Wo hätte die Fraktion in den letzten fünf Jahren hingegen mehr anpacken können?

Florian Streibl: “Max Weber sagt: `Politik ist immer die Kunst des Machbaren´ – man muss immer auch Kompromisse schließen.”

Wann kommt in Bayern ein Queerer Aktionsplan?

Bayern ist bislang das einzige Bundesland, in dem es noch keinen Queeren Aktionsplan gibt. Ein solcher Aktionsplan ist ein Werkzeug, mit dem beispielsweise Landesregierungen unter Einbeziehung von LGBTIQ*-Organisationen konkrete Maßnahmen erarbeiten und umsetzen können, um die Akzeptanz und Gleichstellung queerer Menschen zu fördern.

Queere Verbände und Gruppen fordern einen solchen Aktionsplan schon lange. In unserem Talkshow-Format “Bayern Unfiltered” haben wir mit Politiker:innen der Landtagsfraktionen über einen Queeren Aktionsplan in Bayern diskutiert. Die Folge könnt ihr euch hier anhören. Unsere Frage an Herrn Streibl: Hätten die Freien Wähler gemeinsam mit der CSU mehr machen können – Stichwort: “Anpacken für Bayern” – um einen Queeren Aktionsplan auf die Wege zu bringen.

“Nicht alle in der Koalition konnten sich ganz durchringen.”

“Die Normalen müssen zusammenstehen” – Aiwanger schießt gegen queere Menschen

Wie positioniert man sich bei Queer-Politik? Innerhalb der Freien Wähler scheint es dabei unterschiedliche Richtungen zu geben. So erklärte Daniel Meincke, der Landesvorsitzende der Freien Wähler in Hamburg und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft “Queer”, in einer Pressemitteilung: “Die Freien Wähler haben sich schon immer dafür eingesetzt, dass aus Toleranz und Verständnis eine gesellschaftliche Akzeptanz für die Vielfalt sexueller Identitäten wird.”

Anders sieht das Hubert Aiwanger und veröffentlichte eine Beitrag auf der Plattform “X” – ehemals Twitter -, in dem er gegen queere Personen agitierte: “Die Normalen müssen zusammenstehen” (gegen Regenbogenfamilien). Wie lassen sich diese konträren Aussagen in Einklang bringen und wie steht Florian Streibl dazu.

“Mensch ist Mensch – egal, welche Hautfarbe er hat, ob er gesund oder krank ist, reich ist, arm ist, egal wie er sexuell orientiert ist. Mensch ist Mensch”, sagt Florian Streibl.

Was versteht Florian Streibl als Weltoffenheit?

Muss dann auch diese Vielfalt beispielsweise bezogen auf Drag Queens und Kings verteidigt werden? In München fand kürzlich eine Draglesung in Stadtbibliothek auf – darunter ein Drag King mit dem Künstler:innennamen “Erik BigClit”. Die Empörung war damals groß: Begriffe wie “Frühsexualisierung” und “Kindeswohlgefährdung” wanderten durch den öffentlichen Diskurs.

Auch Hubert Aiwanger war empört und sprach ebenfalls von “Kindeswohlgefährdung” und “Fall fürs Jugendamt”. Das habe nichts mit Weltoffenheit zu tun, so Aiwanger. Wir wollten deswegen von Florian Streibl – der bei der Frage anfängt zu lachen – wissen: “Was verstehen Sie denn unter Weltoffenheit, wenn für Hubert Aiwanger das nicht darunter fällt?”

Für mich gilt das Motto “Leben und leben lassen”, ganz gemäß der bayerischen Toleranz á la Liberalitas Bavarica.

Nachfrage: “Halten Sie dann eher die Drag-Lesungen oder den Rechtsruck für ein größeres Problem?”

Rechtsströmungen seien die massiv größere Gefahr, findet der Freie-Wähler-Politiker Streibl.

Die Partei möchte die Erbschaftssteuer abschaffen – warum?

Auf Wahlplakaten und in sozialen Medien springt vor allem eine Forderung der Freien Wähler in Bayern ins Auge: die Abschaffung der Erbschaftssteuer.

Warum wollen die Freien Wähler die Erbschaftssteuer reformieren oder gar abschaffen?

Bis zu 200 Quadratmeter können Kinder von ihren Eltern einen Wohnraum erben, wenn sie dort einziehen.

Die Freien Wähler in Bayern fordern eine Reform oder sogar eine Abschaffung der Erbschaftssteuer.

Krankenhäuser in Deutschland sind stark überlastet. Es fehlt an geschultem Personal, die Arbeitsbelastung ist immens, der Lohn nicht ausreichend. Eine Pflegekraft bekommt durchschnittlich 3700 Euro Brutto. Die Diäten von Landtagsabgeordneten sind im Juli dieses Jahres gestiegen und liegen bei 9215 Euro. Als Fraktionsvorsitzende:r erhält man zuzüglich nochmal etwa 1000 Euro. Unsere Frage an Florian Streibl: “Finden Sie es fair, dass das Pflegepersonal so viel weniger bekommt?”

“Demokratie kostet Geld!”

Mit diesen Maßnahmen möchte Streibl Student:innen entlasten

Ein Drittel aller Student:innen gilt als armutsgefährdet. Welche Maßnahmen planen die Freien Wähler, um den Student:innen konkret zu helfen und sie finanziell zu unterstützen?

Bezahlbaren Wohnraum vor allem in Ballungsräumen schaffen und Entbürokratisierung des Bafög: So möchte Florian Streibl Student:innen finanziell helfen.

Im Wahlprogramm der Freien Wähler steht das Ziel, einen schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energieträgern und ein Umstieg auf erneuerbare Energien und Wasserstoff anzuvisieren. Bis wann möchten die Freien Wähler genau auf erneuerbare Energien umsteigen?

Die klimapolitischen Ziele der Freien Wähler: “Jedes Jahr, das man verstreichen lässt, ist ein verlorenes.”

Viele Politiker:innen bieten Sprechstunden an, um mit Bürger:innen in Kontakt zu treten. Bei der Bayern-Fraktion der Alternative für Deutschland beispielsweise steht auf vielen Wahlplakaten eine Nummer, mit dem Aufruf: Ruft doch einfach an, wenn ihr reden möchtet. Doch wie erreicht man Florian Streibl am besten, um ihn Fragen zustellen?

Veranstaltungen, Termine, soziale Medien: So erreicht man Florian Streibl – zum gemeinsamen Quatschen über politische Inhalte.

Neben Florian Streibl haben wir auch Politiker anderer Fraktionen im Landtag interviewt. Und falls ihr Lust auf ein Interview der besonderen Art habt – á la M94.5-Style “Wir machen anders” -, könnt ihr hier Nasser Ahmed von der SPD beim Fifa – auf eigenen Wunsch – statt Mario Kart spielen (“Bavario-Kart”) zuschauen – während er interviewt wird.

Redaktion: Sara Ritterbach Ciuró, Hannah Hübner, Manuel Rank