Filmkritik

Asteroid City

/ / Bild: © 2022 Pop. 87 Productions LLC

Das Theater, der amerikanische Westen und die Zeit des Kalten Kriegs – diese Komponenten bilden den Grundstein für Wes Andersons (Grand Budapest Hotel, The French Dispatch) neuestes Werk Asteroid City. Dazu kommt natürlich der für ihn typische Stil, wenn auch mit einigen Neuerungen. Ob das funktioniert?

Ein 87-Seelen Dorf mitten in der Wüste, das – bis auf einen Meteoritenkrater und einer gelegentlichen Bonnie & Clyde Verfolgungsjagd, die alle Jubeljahre mal durch das Kaff fährt – nicht wirklich viel zu bieten hat. Doch genau an diesem Ort namens Asteroid City tummeln sich allerlei kuriose Gestalten, unter anderem eine Schulklasse, eine Schauspielerin, Nachwuchswissenschaftler:innen und sogar ein Alien. Aber dabei belässt es Anderson nicht: Das Ganze ist nämlich nur eine fiktive Theaterproduktion, die im Rahmen eines Fernsehprogramms der 50er Jahre entsteht. Die TV-Produktion soll dabei die Entstehung des modernen Theaterstücks mit dem titelgebenden Namen Asteroid City begleiten und so springt der Regisseur immer wieder zwischen den verschiedenen Ebenen hin und her.

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Trailer zu Asteroid City

Ein frischer Anstrich?

Einerseits bleibt Anderson hier seinem Stil, den Fans auch aus all seinen anderen Werken kennen und lieben, treu. Die Kameraeinstellungen sind gewohnt symmetrisch und geprägt von perfekt aufeinander abgestimmten Farben. Das Pastellblau des Himmels trifft hier auf das gelb-orange des Wüstensandes und die dazu passenden Outfits der Protagonist:innen. Andererseits wechselt der Film auch immer wieder zu den in schwarz-weiß gehaltenen Szenen der Fernsehproduktion, um die verschiedenen Ebenen klar für die Zuschauer:innen zu markieren. Selbstverständlich ist es erfrischend, dass der Regisseur hier etwas für ihn Neuartiges ausprobieren möchte und nicht nur eine Metaebene öffnet. Doch sowohl visuell als auch inhaltlich sind diese Teile des Films zumeist deutlich weniger interessant, weshalb man sich schnell zu den Figuren in der Wüste zurückwünscht.

Wie gewohnt setzt Anderson in Asteroid City auf Symmetrie./ Bild: © 2022 Pop. 87 Productions LLC

Mehr Schein als Sein

Apropos Figuren: Davon gibt es hier viele beziehungsweise definitiv zu viele. Die Liste der Darsteller:innen enthält dabei Hollywoodgrößen wie Tom Hanks, Scarlett Johansson, Jason Schwartzman, Tilda Swinton und viele mehr. Entsprechend machen diese ihre Sache sehr gut, bekommen allerdings nicht immer besonders viel Tiefe. In Teilen wirkt das, als würde Wes Anderson sich selbst parodieren: Wer braucht schon eine interessante Story oder Tiefgang, wenn es auch schöne Farben und exzentrische Charaktere gibt? Das ist insofern bedauerlich, als dass immer wieder interessante und wichtige Thematiken aufgegriffen werden: Sei es nun die gleichzeitige Faszination und Furcht in Verbindung mit dem Weltall oder etwa ein Vater, der nicht weiß, wie er seinen Kindern den Tod ihrer Mutter erklären soll. Wäre diesen Themen mehr Raum gegeben worden, anstatt immer und immer wieder einen neuen Star in die Manege der Wüste zu werfen, hätte das Asteroid City enorm aufgewertet.

Das soll allerdings nicht bedeuten, dass es sich hier um einen schlechten Film handelt. Auch wenn er Schwächen aufzuweisen hat, fühlt er sich doch äußerst kurzweilig an und kann mit einigen amüsanten Szenen aufwarten. Und diejenigen, die – wie aktuelle TikTok-Trends suggerieren – sowieso mehr am Stil als an der Story interessiert sind, werden das Abtauchen in Andersons Welt definitiv genießen. Schade nur, dass sich die Magie seiner vergangenen Werke nicht so recht aufbauen will und und nach Ende des Films umso schneller wieder verflogen ist.

Asteroid City läuft ab dem 15. Juni im Kino.