Nachruf auf Albert Uderzo
Asterix und Solidarix
Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Auch 60 Jahre nach Gründung dieses Dorfes, haben die liebevoll gezeichneten Geschichten seiner Einwohner nichts von ihrem Charme verloren. Besonders markant: ihr unverkennbarer Zeichenstil. Ihr Zeichner Albert Uderzo stirbt am 24. März an einem Herzinfakt. Ein wenig sentimental blicken wir zurück auf seine Welt und die legendäre Freundschaft der wohl berühmtesten Gallier unserer Zeit.
Wäre die Welt nicht gerade im Ausnahmezustand, ein angemessenes Andenken an Uderzo wäre wohl ein großes Wildschwein-Bankett, ein paar Hinkelsteine, vielleicht noch ein wenig die guten alten Römer verkloppen…nein nein, davon lassen wir lieber die Finger! Mindestens eineinhalb Meter Abstand bitte!
Vermutlich wäre der berühmte Zeichner Albert Uderzo sowieso ganz vorne dabei gewesen, wenn es um das Bestärken der Solidarität und den Erhalt unseres Humors geht.
Idee-Fix
Mit sechs Fingern an jeder Hand kommt Albert Uderzo am 25.April 1927 in Reims, Frankreich zur Welt. Die übrigen Finger werden bald entfernt, berühmt werden seine Hände aber trotzdem. Sie werden zwei der berühmtesten Comic-Figuren unserer Zeit zeichnen: Asterix und Obelix.
Die sympathischen Knollen-Nasen der Gallier kommen nicht von ungefähr. Schon als kleiner Junge zeichnet Uderzo überall und ist besonders fasziniert von Clowns und ihren großen Nasen. 1941, im Alter von 14 Jahren, wird der Sohn italienischer Immigrant*innen von seinem großen Bruder zu einem Verlag geschleppt. Mit Erfolg: Schon Ende der 40er Jahre wird er zu einem der erfolgreichsten Zeichner seiner Generation – trotz Farbenblindheit. Noch bis zuletzt wird da jeder Buntstift gut beschriftet.
Freundschaftlix
1951 kommt dann der große Moment und die Grundlage aller Asterix Comics: Er trifft den Zeichner Renée Goscinny, die beiden freunden sich an. Für eine Jugendzeitschrift sollten die beiden einen französischen Helden erschaffen, der sich von US-Comics abhebt: unter Zeitdruck und laut Uderzo in weniger als fünfzehn Minuten entwickelten die beiden Franzosen fast alle Charaktere: Asterix, Obelix, Idefix, Troubadix, Verleihnix, … und all die wunderbaren Gallier – legendärix! Goscinny ist für die Geschichten zuständig, Uderzo zeichnet.
Uderzo betont immer wieder und in vielen Gesprächen und Interviews: Freundschaft ist die Basis ihres Erfolgs. Die enge Freundschaft zwischen ihm und Goscinny genau wie die Freundschaft zwischen Asterix und Obelix. Die überspitzten Nationalismen und Klischees nehmen sich selbst nicht ernst. Eine humorvolle, freundschaftliche Sentimentalität hält die beliebten Comics auch nach dem Tod ihrer Entwickler am Leben.
So bleiben sie eine der beliebtesten Comic-Reihen unserer Zeit, millionenfach gedruckt und in über hundert Sprachen und Dialekte übersetzt. Aber ist bei diesem Riesen-Erfolg nicht doch Zauberei im Spiel? Vielleicht sogar ein Zaubertrank?
Ein Zaubertrank als Lösung?
So ein Zaubertrank wäre schließlich auch was Feines… der würde uns doch direkt aus der Krise helfen! Die aufmerksamen Leser und Verschwörungstheoretiker unter uns haben aber vielleicht schon gemerkt: Manchmal war es gar nicht der Zaubertrank, der Asterix und Obelix aus der Bredouille geholt hat!
Im Internet gibt es viel Wunderbares: unter anderem wissenschaftliche Aufsätze zur Zusammensetzung des gallischen Zaubertranks in Asterix und Obelix (ein Hoch auf die Geisteswissenschaften)! Hier wird spekuliert und an Band 8 erinnert: Asterix und Obelix greifen ihren britischen Verwandten unter die Arme und besiegen die Römer: ohne Zaubertrank! Asterix gaukelt den Kollegen vor, er könne einen Trank brauen, ist eigentlich ohne Miraculix aufgeschmissen. Der Placebo-Effekt des Tranks bringt am Ende den Sieg. Auch wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der Trank zwar für eine bestimmte Zeit unbesiegbar, nicht aber unverwundbar macht (Bd. 1, S. 8).
Eigentlich aber ist es nicht der Zaubertrank, der die Gallier so stark macht. Es ist ihre Freundschaft und Solidarität untereinander – Werte für die Albert Uderzo gezeichnet hat.