Tanztheater-Kritik
APON PARON: Körper und Hologramme
“Über die Präsenz des Abwesenden” arbeitet die neue Performance von Stephanie Felber. Die Choreographin lässt ihre Tänzer:innen in einem Spiegelkabinett zwischen Hologrammen verschwinden und erschafft damit einen Abend, der von der Anwesenheit der tanzenden Körper und des Publikums lebt.
Wie im Eingangsbereich einer Praxis sitzen die Zuschauer:innen einzeln auf ihren Stühlen und warten. Sie schauen sich an, sitzen sich gegenüber und fragen sich, was wohl als nächstes passiert. Das Licht leuchtet in sterilem weiß-blau. Um das Publikum herum verstärken in Folien eingewickelte Holzrahmen den Eindruck einer aseptischen Atmosphäre. Wann die Tänzer:innen aufgetaucht sind, kann wohl niemand so recht beantworten. Jedenfalls sind sie da, in weißen Hosen und mintgrünen Hemden – wie Ärzt:innen und Pflegepersonal. Einzig die Musik wäre in einer echten Praxis wohl völlig fehl am Platz gewesen: langsam aufbauend vermitteln die rhythmischen Bässe eher den Eindruck eines avantgardistischen Raves.
IM SPIEGELKABINETT
Im Laufe der Performance schieben die Tänzer:innen die bespannten Holzrahmen und Plexiglasscheiben nach und nach zwischen das Publikum. Die leicht spiegelnden Oberflächen lassen die Anwesehenheit der anderen Zuschauenden sowie der Performer:innen nur noch erahnen. Mal scheint die Tänzerin vom anderen Ende direkt auf die Mitte des Raumes zuzusteuern, dann aber verrät ein Geräusch, dass sie eigentlich genau auf der entgegengesetzten Seite gewesen ist.
APON PARON spielt mit den Spiegelungen, Video-Projektionen und Hologrammen der Performer:innen. Bald ist nicht mehr klar, wo die echte Person ist. Diese Frage zu beantworten tritt aber zum Höhepunkt hin in den Hintergrund. Viel zu faszinierend sind die Überlagerungen der Schatten und Menschen in den spiegelnden Folien.
DAS ERLEBEN DES ANWESENDEN
Obwohl die Choreographin Stephanie Felber gerade mit dieser Verwirrung um die Anwesenheit oder Abwesenheit der Körper spielt, funktioniert diese Performance gerade, weil das Publikum wieder vor Ort sein kann. Die Geräusche und das Atmen der Tänzer:innen machen die Dimension bewusst, die einer Performance im Digitalen Raum fehlt. Denn trotz der sehenswerten Arbeit mit Licht, Reflexion, Schatten und realen Körpern, ist es eine Erleichterung, wenn das Spiegelkabinett am Ende des Abends aufgelöst wird und all die anderen Anwesenden wieder zum Vorschein kommen.
Mit APON PARON zeigt das Schwere Reiter ein sehenswertes Gesamtkonzept aus Musik, Licht und Tanz. Die Performance ist vom 18.-20 Juni 2021 zu sehen. Unser Interview mit Stephanie Felber findet ihr hier.