Heisenberg-Gesellschaft
Allgemeinwissen Quantenmechanik
Wer sich einen der ganz großen Physiker des 20. Jahrhunderts als Namensgeber aussucht, muss auch Großes vorhaben. Tatsächlich ist eines der Ziele der Heisenberg-Gesellschaft, die sich am 7. Dezember 2012 neu gegründet hat, sehr ambitioniert: Initiator Prof. Dr. Walter Blum plädiert bei der Gründungsversammlung dafür, dass Quantenmechanik Teil der Allgemeinbildung werden soll. Dabei meinte Nobelpreisträger Richard Feynman einst: “Wer sagt, er versteht die Quantenphysik, der hat sie nicht wirklich verstanden”.
Man muss sie kriegen, wenn sie jung sind
Die moderne Physik widerspricht nicht selten der Alltagserfahrung. Damit sie überhaupt eine Chance hat, in das Allgemeinwissen einzusickern, soll dafür nach den Vorstellungen der Heisenberg-Gesellschaft Platz im Lehrplan geschaffen werden. Laut Walter Blum würden auch andere Fächer davon profitieren. Und schließlich würde Quantenmechanik nicht nur dem Weltverständnis dienen, sondern auch dem wirtschaftlichen Fortschritt: Die Elektronik basiert auf diesem Wissen und in Zukunft könnten Quantencomputer die Informationstechnologie revolutionieren.
Auch “Mr. Beam” schaut vorbei
Einer, der sich mit solchen Technologien auskennt, ist Prof. Dr. Anton Zeilinger von der Universität Wien. Zur Gründung der Heisenberg-Gesellschaft steuert er einen Vortrag unter dem Titel “Verschlüsselte Botschaften und verschlüsselte Quantencomputer dank Heisenberg” bei. Der Meister der Quantenteleportation, der auch gern als Mr. Beam bezeichnet wird, liefert den 150 Zuhörern alles, was sich diese erhofft hatten: Ernsthafte Physik, unterhaltsame Anekdoten und die obligatorische Star-Trek-Referenz.
Tatsächlich sind einige seiner Experimente zur Quantenteleportation außergewöhnlich. Sie überwinden eine Distanz von mehr als 140 Kilometern von La Palma nach Teneriffa. Zeilinger ist Experimentalphysiker und damit ein Beispiel dafür, dass außer den ursprünglich reinen Gedankenexperimenten der Quantenphysik mittlerweile auch ganz reale Versuche durchgeführt werden, obwohl – wie Zeilinger in Bezug auf Schrödingers berühmtes Beispiel meint: “So richtig mit der Katze hat das noch keiner gemacht.”
Ohne historischen Abriss geht es auch bei Physikern nicht
Wo Zeilinger noch einen Ausblick auf manipulationssichere Quantencomputersysteme gegeben hatte, lenkt Prof. Dr. Friedrich Steinle von der TU Berlin als zweiter Gastredner den Blick in die Vergangenheit. Denn auch bei Physikern scheint ein Festakt ohne historischen Kontext nicht gravitätisch genug zu sein. Dabei verzichtet Steinle auf einen direkten Bezug zu Heisenberg und konzentriert sich auf die Entwicklung der Elektrodynamik, von Guericke über Faraday zu Maxwell. Zeigen will er damit, dass “Prozesse der Begriffsbildung extrem spannend sind”. Die verdiente Kaffeepause ist dann wieder ganz in der Tradition Heisenbergs, wie Anton Zeilinger schon festgestellt hatte: Er fände es auffällig, wie häufig Quantenphysiker wie Bohr und Heisenberg beim Kaffeetrinken fotografiert worden seien.
Bildquelle: Hash Milhan unter CC BY 2.0