Wissenschaftler im Portrait
Alan Turing zum 100.
Der Logiker, Mathematiker und Krypto-Analytiker war entscheidend an der Entwicklung von Computern und Informatik beteiligt. Am 23. Juni 2012 wäre Alan Turing 100 Jahre alt geworden.
Der menschliche Denkprozess war eines von Alan Turings Lieblingsthemen. Den wollte der gelernte Mathematiker so vereinfachen, dass eine Maschine das menschliche Denken nachvollziehen konnte. Daraus entstand ein mathematisches Konzept, das bis heute seinen Namen trägt: die Turing-Maschine. Sie ist in der Lage, jedes vorstellbare mathematische Problem zu lösen. Sofern es auf einem Algorithmus beruht.
Turing-Test als Kriterium für künstliche Intelligenz
Auch der so genannte Turing-Test zum Nachweis künstlicher Intelligenz geht auf ihn zurück. Klaus Mainzer, Leiter des Lehrstuhls für Philosophie und Wissenschaftstheorie der TU München, erklärt das Prinzip: Der Test macht es möglich zu entscheiden, ob ein System als intelligent aufgefasst werden kann. Er stellt fest, ob sich das System in seinen Reaktionen von denen eines Menschen unterscheidet.
Turings Rolle im Zweiten Weltkrieg
Bekannt geworden ist Alan Turing aber vor allem durch seine Leistung während des Zweiten Weltkrieges. “Turing war eben nicht nur ein bedeutender Grundlagentheoretiker, sondern hat zu seinen Lebzeiten – dramatisch formuliert – noch unmittelbar in die Weltgeschichte eingegriffen. Er gehörte zu denjenigen britischen Wissenschaftlern, die damals den Code der deutschen Wehrmacht geknackt haben”, charakterisiert Klaus Mainzer die Arbeit des Wissenschaftlers. Bei der Entschlüsselung der Enigma– und Fish-Codierungen spielte Alan Turing eine maßgebliche Rolle. Seine Modelle halfen, die Funksprüche deutscher U-Boote zu dechiffrieren.
Ein genialer Mathematiker wird zum Suizid getrieben
Lange Zeit konnte Turing seine Homosexualität geheim halten, die zu dieser Zeit noch illegal war. Nach dem Krieg wurde er wegen „grober Unzucht und sexueller Perversion“ angeklagt und verurteilt. Er durfte wählen, die Haft anzutreten oder sich stattdessen in psychiatrische Behandlung zu begeben. Er entschied sich für die chemische Kastration. Die führte letztendlich zu einer schweren Depression. 1954 beendete Alan Turing sein Leben durch Suizid. Erst nach seinem Tod erkannte man das volle Ausmaß seiner Leistungen und die Auswirkungen seiner Arbeiten. 2009 entschuldigte sich der damalige britische Premierminister Gordon Brown offiziell im Namen der Regierung.
Klaus Mainzer charakterisiert Alan Turing als einen sehr scheuen Menschen. Ein typischer Mathematiker, wie man ihn sich klischeehaft vorstellt: Öffentlichkeitsscheu, aber mit wirklich phänomenalen Ideen, die buchstäblich die Welt verändert haben. Im Gedenken an ihn wird seit 1966 jedes Jahr A. M. Turing Award von der Association for Computing Machinery (ACM) verliehen. Er gilt als höchste Auszeichnung in der Informatik.
Bildquelle: Elliott Brown unter CC BY 2.0