Platte des Monats: Juli 2020
Fontaines D.C. – A Hero’s Death
Poesie, in irischen Post-Punk verpackt, sticht definitiv aus der Menge an britischen Bands heraus. Das haben Fontaines D.C. bereits mit ihrem Debütalbum Dogrel bewiesen und legen gleich noch eins nach mit dem mitreißenden A Hero’s Death.
„Ein klarer Traum“
Dublin ist kein leichtes Pflaster für junge Bands, statt Löwenzahn sprießen unzählige NewcomerInnen aus der Haupstadt hervor. Doch Fontaines D.C. konnten sich durchsetzen. Das Quintett lernte sich beim Musikstudium an der Dubliner Universität kennen und nur eine ihrer vielen Gemeinsamkeiten ist ihr Faible für Poesie. Noch bevor es ans Musikmachen geht, veröffentlichen sie gemeinsam zwei Gedichtbände. Ein Gefühl fürs Texten war ihnen also schon gegeben, bevor sie im Eigenvertrieb die ersten Singles veröffentlichten.
Ab da ging es für die Iren auch schon von einem Gig zum nächsten. Darauf unterschrieben sie beim Label Partisan Records und brachten anschließend 2019 ihr Debütalbum raus. In Dogrel spielt Dublin und dessen Problemvielfalt eine große Rolle. Die Jungs machten somit klar, wer sie im großen Ozean des Post-Punks sind, oder eher, was sie aufzeigen wollen und wie.
Die Helden sind noch nicht tot
Seit ihrem Erfolgsdebüt ist zwar nicht viel Zeit vergangen, aber es hat sich für Fontaines D.C. so einiges geändert. Wer sie sind, hört man noch raus, auch durch den markanten Akzent des Frontsängers Grian Chatten, aber die Jungs zeigen in A Hero’s Death eine andere Seite. Schon im ersten Track „I Don’t Belong“ wird klar: Es wird ruhiger, ein wenig nachdenklicher und suchender.
Der Grund für den Wandel war wohl, dass es kurz so aussah, als würden unsere Helden selbst einem frühen Ende erliegen. Der Stress, das Touren und der plötzliche, internationale Erfolg brachte die Band an ihre Grenzen. Doch statt aufzugeben haben sie sich in den elf Songs wieder gefangen und sogar neu erfunden. Das Album geht als eine Art Antwort auf das Letzte hervor und reflektiert die Reaktionen auf das Debüt Dogrel.
Neugeboren
Vielfältigkeit wird in A Hero’s Death groß geschrieben. Wir hören Catcher in „Televised Mind“ oder „Love Is The Main Thing“, die sich selbst in der Art wie sie dich einfangen nocheinmal ganz unterscheiden. Weiter gehts zu den überraschenden Balladen wie “Oh Such a Spring”, das vor allem mit seiner geduldsamen Erzählart besticht, die in einem melancholischen Finale gipfelt. Außerdem keinesfalls zu vergessen ist der Titelsong des Albums: „A Hero’s Death“. Obwohl dieser noch eher in die Zeiten von Dogrel einzuordnen ist, fasst er auch die philosophischen und tiefgehenden Gedanken seines gleichnamigen Albums auf.
So wie das Musikvideo, in dem Aidan Gillen (ein Fan der Band) die Hauptrolle übernimmt, scheint es sehr skurril, wenn Chatten monoton singt „Life ain’t always empty“. Dazu werden die Worte immer und immer wieder wiederholt, als solle man diesem Sarkasmus nicht ausweichen können. Nichts ist so richtig sicher, das wird nur noch unterstrichen durch die ständig wechselnden Akkorde von Dur zu Moll.
Tod und Wiedergeburt sind die beiden, die sich im Album permanent ins Wort fallen. Kennt man sich mit der irischen Geschichte aus, bekommt man die Thematik sogar direkt vor die Nase gesetzt. Denn das Albumcover zeigt nicht irgendeine beliebige Statue, sondern einen wortwörtlich toten Helden. Cuchulainn, ein Krieger der irischen Mythologie, steht als Kunstwerk verewigt in Dublin und erinnert an den Osteraufstand.
Fontaines D.C. sind nicht mehr, wer sie mal waren und zeigen uns das direkt auf. Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Die Iren haben sich geographisch und emotional erweitert. Sicher ist, dass ihnen mit dem Input dieser düsteren Gedankenwinkel noch viele andere Möglichkeiten offen bleiben.
Fontaines D.C. – A Hero’s Death ist am 31. Juli 2020 über Partisan Records erschienen