Wahlen in den USA
Every vote matters – wie gemeinnützige Organisationen um freie und faire Wahlen kämpfen
Für manche US-Wähler:innen ist der Weg zur Wahlurne mit Hindernissen gepflastert. Gemeinnützige Organisationen setzten sich dafür ein, Betroffenen den Weg zur Stimmabgabe zu ebenen. Doch selbst das stößt auf Hindernisse.
Kamala Harris gegen Donald Trump – selten war eine US-Präsidentschaftswahl so umkämpft wie diese. Am 5. November sind rund 240 Million US-Amerikaner:innen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Das Rennen wir knapp. Einmal mehr heißt es: Jede Stimme zählt.
Doch Wählen ist für viele Menschen in den USA leichter gesagt als getan. Besonders einkommensschwache Wähler:innen und ethnische Minderheiten müssen auf dem Weg zur Wahlurne oft hohe Hürden überwinden. Voting registration sowie komplizierte und veraltete Wahlgesetze erschweren die Stimmabgabe. Gemeinnützige Organisationen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffene zu unterstützen.
Wähler:innenregistierung mit Promifaktor
2018 hat die ehemalige First Lady Michelle Obama “When we all vote” ins Leben gerufen. Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Wähler:innen in ganz Amerika zu registrieren. Denn die sogenannte voting registration wird immer noch vielen US-Bürger:innen zum Verhängnis.
Um in den USA eine gültige Stimme abgeben zu können, muss man auf einer Wahlliste stehen. Anders als in Deutschland landet in den Vereinigten Staaten keine Wahlbenachrichtigung im Briefkasten. Das führt dazu, dass viele potentielle Wähler:innen erst im Wahllokal herausfinden, dass sie nicht registriert sind oder ihre Registrierung ungültig ist. Um Menschen davor zu schützen bietet, “When we all vote” Hilfe bei der Registrierung sowie die Möglichkeit, an die Gültigkeit der eigenen Wahlregistierung online zu prüfen. Ganz nach Obamas Motto:
Außerdem klärt die Initiative US-Amerikaner:innen über ihre Wahlrecht auf. Besonders im Fokus stehen hier junge Erwachsene und ethnische Minderheiten. Noch immer existiert eine große “age gap” zwischen alten und jungen Wähler:innen. Mehr ältere als jüngere US-Bürger:innen gehen zur Wahl. Auch die “race gap” soll überwunden werden, denn Angehörige ethnischer Minderheiten geben ihre Stimme deutlich seltener ab.
Neben Michelle Obama konnte When we all vote auch zahlreiche andere Prominente für sich gewinnen. Unter anderem Selena Gomez, Shonda Rhimes und Tom Hanks verleihen der Initiative den gewissen Celebrity Faktor.
Black Voters Matter – Voting rights on tour
Dieses Jahr haben sechs Bundesstaaten restriktive Wahlgesetze erlassen oder bestehende Wahlgesetze verschärft. Besonders negativ wirken sich diese Änderungen auf People of Colour aus. Dafür zu sorgen, dass komplizierte Wähler:innenregistierungen oder umständliche Briefwahlverfahren nicht zur unüberwindbaren Hürde für die Black Community werden, hat sich die Organisation Black Voters Matter zur Aufgabe gemacht.
Dafür gehen die Aktivist:innen auch auf Tour. Mit dem Bus reisen sie von Staat zu Staat. Unter dem Motto “We fight back” veranstalten sie bunte Kundgebungen, Demos und musikalische Events. Dort sprechen sich die Aktivist:innen aktiv gegen die Unterdrückung der People of Colour am Wahltag aus. Sie helfen bei der Wahlregistierung, klären über Wahlrechte auf und positionieren sich aktiv gegen restriktive Wahlgesetze.
Besonders mit jungen Menschen will Black Voters Matter ins Gespräch kommen und das nicht nur auf ihren Events. Auch via Social Media verbreitet die Initiative Information zur Wahl und betont immer wieder “every vote counts”. Das Ziel? Nachhaltige Veränderung auch über die Präsidentschaftswahl hinaus:
Um technische Hürden abzubauen, engagiert sich Black Voters Matter bei der Entwicklung von Wahlinfrastruktur in benachteiligten Gemeinden. Aber die Arbeit der Aktivist:innen endet nicht bei der Organisation von Hardware. Um sicher zu gehen, dass die für ihre Unterstützer:innen relevanten Themen auf der politischen Bühne präsent sind, fördert die Organisation Kandidat:innen aus der Black Community. So möchten die Aktivist:innen ihrer Community die Werkzeuge an die Hand geben, ihre Zukunft aktiv selbst zu gestalten. Für Black Voters Matter steht fest:
Bei der Präsidentschaftswahl 2020 war der sogenannte Black Vote, also die Stimmen der schwarzen Community, ausschlaggebend. Auch dieses Jahr sind die Stimmen der Afroamerikaner:innen vor allem in den Swing States hart umkämpft. Denn der Black Vote könnte erneut den Unterschied machen.
Fair Fight – Wahlhelfer KI
Auch bei der Präsidentschaftswahl 2020 wurde Georgia zum Zünglein an der Waage. Dieses Jahr richtet sich nun die Aufmerksamkeit der Vereinigten Staaten wieder auf den hart umkämpften Swing State. Im Peach-State kämpft die Organisation Fair Fight mit der neusten Technologie für den fairen und freien Zugang zu Wahlen.
Neben persönlicher Beratung von Mensch zu Mensch können sich Wähler:innen Fragen rund um die Stimmabgabe auch von Voting AI “Peaches” beantworten lassen. Im Chat beantwortet die Künstliche Intelligenz Frequently Asked Questions. Wo kann ich meine Wahl-Registierung erneuern lassen? Wo ist mein Wahllokal? Welche Unterlagen muss ich zur Wahl mitbringen?
Aber Peaches ist mehr als eine “Wahlsuchmaschiene”. Erstwähler:innen können sich von dem AI-Tool einen “plan to vote” erstellen lassen. Also eine Schritt für Schritt Anleitung zum Wählen. Hier werden Wähler:innen nochmals über ihre Rechte aufgeklärt und erfahren, wie ein Wahlzettel zu lesen und auszufüllen ist. Peaches erklärt zudem, wann eine Briefwahl oder ein Early vote sinnvoll sein können.
So will Fair Fight Wähler:innen die Angst vor der Wahl nehmen und gleichzeitig die Hemmschwelle Beratung in Anspruch zu nehmen senken. Dank der Wahlanleitung soll außerdem die Fehlerquote gesenkt werden und so möglichst viele gültige Wahlzettel in den Urnen landen.
Egal wer im Januar als Präsident oder Präsidentin vereidigt wird, das Rennen um das Weiße Haus wird richtungsweisend für die Zukunft der USA sein. Um so bedeutender, dass wirklich jede Stimme zählt.