Kommentar
Leaving Neverland
Die Doku „Leaving Neverland“ ist Anfang des Monats in den USA erschienen. Darin erzählen zwei Männer von ihrem Missbrauch durch Michael Jackson. Janina Meissner hat die Doku gesehen und ihre Meinung in einem Kommentar zusammengefasst:
You are not alone
James Safechuck und Wade Robson hätten sich das aber in vielen Nächten ihrer Kindheit gewünscht. Alleine und sicher im eigenen Bett schlafen zu dürfen. Vier Stunden kalter Schweiß, Übelkeit, Ekel und Tränen liegen hinter mir. „Leaving Neverland“ ist eine Doku, die mich fertig gemacht hat. Zwei Männer erzählen, wie Michael Jackson sie während ihrer Kindheit über Jahre hinweg manipuliert, ausgenutzt und schließlich auch vergewaltigt hat. Ja, ich sage „hat“. Ich habe nämlich keinen Zweifel mehr an den Abscheulichkeiten, die dem „King of Pop“ schon seit 1993 öffentlich vorgeworfen werden.
They Don’t Care About Us
Dem Jungen, der 1993 vor Gericht gegangen ist, hat man nicht geglaubt, auch nicht dem anderen Opfer, dass sich 2003 äußerte. 2019 sollten die Dinge anders betrachtet werden. Zu viel spricht dafür, dass der „King of Pop“ sich an Kindern vergangen hat. Wie schlimm muss es für die Opfer sein, wenn man ihnen so lange nicht glaubt? Hauptsache, der weiße glitzer Handschuh des Idols wird nicht beschmutzt.
Black Or White
Für mich gibt es in der Frage von Kindesmisshandlung keine Grauzone. Ja, Michael Jackson war ein begabter Musiker, der viele Menschen mit seinen Songs bewegt, geprägt und beeinflusst hat. Reicht das als Entschuldigung? Natürlich nicht. Lang genug wurde er in Schutz genommen und postum von seinen Fans verteidigt. Zehn Jahre nach seinem Tod muss sich jeder die Frage stellen, auf welcher Seite er steht. Für mich ist klar: Michael Jackson ist schuldig. Nach den vier Stunden Doku kann man nur der Überzeugung sein, dass der wohl größte Popstar der Geschichte ein Pädophiler war.
The Way You Make Me Feel
Was bleibt bei mir, nachdem ich „Leaving Neverland“ gesehen habe? Der selbe kalte Schweiß, die Übelkeit und der Ekel, bei jedem Song von Michael Jackson, den ich höre. Die schockierende Erkenntnis, dass Fantum und Idealisierung für manchen unerschütterlich ist. Ein Mann, der als „King of Pop“ bezeichnet wird, obwohl man weiß, dass er sich mit kleinen Kindern das Bett teilt. Außerdem bleibt Wut darüber, dass viele Jahre weggesehen wurde und noch mehr Wut darüber, dass viele weiterhin wegsehen werden.
Wer nicht länger wegsehen will, kann sich am 06. April „Leaving Neverland“ im deutschen FreeTV ansehen.