Kommentar

Studierende brauchen Wohnraum, keine Worthülsen

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Wartelisten und überteuerte WG-Zimmer. Davon können die meisten Studierenden in München ein Lied singen. Um die Student:Innen zu unterstützen, die jetzt zum Wintersemester nach einem Zimmer suchen, appellieren Vertreter von Kommunal- und Landespolitik an (private) Vermieter:Innen, mehr an Studierende zu vermieten. Das allein reicht aber nicht. Die Meinung von Sophie Nagl.   

Es ist ein Thema, das Münchner Student:Innen nur allzu gut kennen: Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum zum Semesterstart. Aktuell wartet man bis zu sieben Semester für einen Platz im Wohnheim – bei sechs Semestern Regelstudienzeit im Bachelor. Deshalb haben der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume, der bayerische Bauminister Christian Bernreiter und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter zusammen mit der Geschäftsführerin des Studierendenwerks München Oberbayern, Claudia Meijering, einen Appell an private Vermieter:Innen veröffentlicht, der dazu aufruft an Student:Innen zu vermieten. Darin heißt es:  

“Münchnerinnen und Münchner, wir bitten Sie um Ihre Unterstützung! […] Helfen Sie den jungen Leuten bei ihrem Einstieg in einen neuen, wichtigen Lebensabschnitt und bieten Sie ihnen ein bezahlbares Dach über dem Kopf! Vermieten Sie Zimmer und Wohnungen an Studierende und/oder gestatten Sie Ihren Mieter*innen, an Studierende preisgünstig unterzuvermieten. Denn jedes freie Zimmer kann helfen, selbst wenn es nur für ein oder zwei Semester ist.” 

Gut gemeint reicht nicht aus

Zunächst mal: Ja, dieser Appell zeigt, dass die Politik das Problem erkannt hat und er ist sicherlich gut gemeint. Aber gut gemeint reicht gerade in München schon lange nicht mehr aus. Genauso wie ein Zimmer für ein Semester. Außer man möchte während des Bachelorstudiums sechs Mal umziehen. Dass genau die Politiker:Innen, die etwas an der aktuellen Situation ändern könnten, nun an die Gutmütigkeit oder das Mitleid von Privatpersonen appellieren, lässt einen als Studi mal wieder unschlüssig zurück: 

Könnt ihr oder wollt ihr nicht mehr tun?

In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Studierenden in München mehr als verdoppelt. Die Zahl der Wohnheimplätze ist aber gleichgeblieben. Dazu kommt die generell angespannte Wohnungssituation in München. Ein durchschnittliches WG-Zimmer kostet aktuell rund 720 Euro. In der Folge warteten, laut dem Studierendenwerk München Oberbayern, 2022 allein in München über 16. 000 Studierende auf einen Wohnheimplatz. 

Gleichzeitig stehen in der Studentenstadt und Freimann Wohnheime wegen Brandschutzmängeln leer, die für mehrere Tausend Studierende Wohnraum bieten könnten. Die Sanierung scheitert bisher am fehlenden Eigenkapital des Studierendenwerks. Also an der Finanzierung und damit an etwas, bei dem der Freistaat Bayern und die Stadt München helfen könnten.  

Es gäbe also Maßnahmen, die die Politik ergreifen könnte. Symbolische Appelle an private Vermieter:Innen klingen da eher wie leere Worthülsen.

Und sind definitiv nicht genug.