Frauenrechte in der Welt

Frauenmorde in Mexiko

/ / Luis Galvez auf unsplash.com

Mexiko, in den Augen vieler ein verfluchtes Land. Drogenkartelle und Banden terrorisieren die Bevölkerung, Korruption, Entführungen und Morde lassen es erscheinen als gäbe es dort nichts außer Gewalt. Das sich diese Gewalt aber insbesondere gegen Frauen aus der eigenen Bevölkerung richtet, ist vielen nicht bewusst. Femizide – Frauenmorde zeigen die Schattenseiten eines Landes, das von Machos regiert und von ihnen bevölkert wird.

Die Idee des Machismo, also der völligen Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau, wurde sicher nicht in Mexiko erfunden. Aufgrund der bloßen Tatsache, dem weiblichen Geschlecht anzugehören, auf unmenschliche Art und Weise hingerichtet zu werden, ist jedoch ein vor allem in Mexico verbreitetes Phänomen. Man spricht hierbei von Femiziden, also geschlechtsspezifischen Morden an Frauen. Laut dem Instituto Nacional de Estadística y Geografía (INEGI; Nationales Institut für Statistik und Geographie ) ist der Femizid für Frauen zwischen 15 und 29 Jahren die zweithäufigste Todesursache.

Mit Frauenmorden ist besonders die Millionenstadt Ciudad de Juarez an der mexikanisch amerikanischen Grenze in Verbindung zu bringen. Durch eine noch immer andauernde, in seiner Grausamkeit beispiellose Mordserie an hunderten, jungen Frauen wurde auf verstörende Art und Weise ein Bewusstsein für die Problematik erzwungen. Die Opfer wurden systematisch gejagt, verschwanden spurlos, Tage bis zu mehreren Wochen später wurden ihre geschändeten Körper in der Wüste und auf Müllhalden entdeckt, weggeworfen wie Abfall. Fast jede Leiche trug Spuren von Folter oder sexuellem Missbrauch.

Die Täter betrachten die Frauen als minderwertig, als Objekte und Eigentum. Doch klar ist, dass die Morde nur die extreme Konsequenz von etwas sind, das mit dem Abtreiben weiblicher Föten beginnt, dem Verheiraten Minderjähriger, einem „Ich leck dir alles, Baby“ auf der Straße und mit Schlägen in der Ehe weitergeht. Femizide sind das bittere Ende einer Gewaltspirale, einer konstanten Aberkennung des weiblichen Wertes in Mexiko.

Woher kommt dieser Hass? Und woher diese Ignoranz der Justiz? Mexikos Gesellschaftssystem ist seit jeher auf den Mann ausgerichtet. Gewalt wird aufgrund seiner Allgegenwärtigkeit als normal betrachtet. Sie gehört eben zur minderwertigen Rolle der Frau innerhalb der Familie und Gesellschaft. Opfern wird in vielen Fällen sogar suggeriert, sie selbst hätten sich angeboten, das gewalttätige Verhalten gar provoziert, beispielsweise durch das Tragen unangemessener Kleidung. Laut Human Rights Watch wird die Bestrafung von Tätern von der „Keuschheit“ des Opfers abhängig gemacht.

Aus Angst oder Scham bleiben viele Frauen lieber unsichtbar und ertragen das Leid. Denn in Mexiko fehlt es trotz entsprechender Gesetze am schieren Willen zur Strafverfolgung, 98 von 100 Verbrechen bleiben ungesühnt. Dieser Missstand ist auch der Tatsache geschuldet, dass in vielen Fällen die Polizei und hochrangige Politiker selbst in die Gewalttaten verwickelt sind. Die Straflosigkeit sendet eine Botschaft: Töten ohne Konsequenz. Internationale Gerichte haben dem Staat Mexiko bescheinigt, das Leben seiner Bürgerinnen nicht zu schützen, die Täter nicht zu bestrafen und die Opfer und ihre Familien zu diskriminieren. Der Machismo, eine unfähige Justiz und ein korrupter Staat: Gerechtigkeit hat da keinen Platz. Stattdessen gibt es nur Opfer, die immer wieder zu Opfern werden.