Bild: M94.5 / Sara Ritterbach

KOMMENTAR

Gen Z in der Arbeitswelt

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Immer wieder liest man in Artikeln über die Generation Z (ca. 1995 – 2010), wie unwillig diese der Arbeitswelt gegenüberstehen, sie sind bequem und fordern Utopisches von ihrem Arbeitsgeber. Diese Stigmatisierung ist ungerechtfertigt und engstirnig findet Leonie Gerstl. 

Kommentar von Leonie Gerstl in der Hörbar auf M94.5

Es ist das Thema diverser Diskussionen am Küchentisch und wir scheinen nie auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen: Die Arbeitseinstellung unserer Generationen. Meine Mutter meint, ich muss erst einmal hart arbeiten, um mir überhaupt das Recht zu verdienen, Forderung zu stellen. Ich finde, ich muss für mich einstehen, denn sonst tut es keiner: Ich sehe es nicht ein, dass es mir negativ ausgelegt wird, nur weil mein Job nicht meine komplette Persönlichkeit ist. 

Ist es schlecht, dass der Job nicht mehr alles ist? 

Ein gängiges Klischee über Gen Z ist, dass wir die 4 Tage Woche wollen, Flexibilität und viel Freizeit. Dazu machen wir äußerst ungerne Überstunden und stehen kurzfristigen Extra-Einsätzen zu Lasten von Hobbies und Freunden negativ gegenüber. Wie können wir nur… 

Außerdem haben wir den armen, hilflosen Arbeitsgeber in der Hand, von dem wir fordern können, was immer wir wollen. Denn wenn wir uns eines bewusst sind, dann unserer Macht auf dem Markt, zu der Zeit, zu der wir uns von den Babyboomern aus der Arbeitswelt so langsam verabschieden können und der Fachkräftemangel eine dunkle Gewitterwolke am Horizont darstellt, die rasend schnell näherkommt. 

Gen Z ist faul, bequem und fordernd

Tatsächliche Studien aber werfen starke Zweifel an diesem Generationsbild auf. Eine von LinkedIn in Auftrag gegebene Studie des Marktforschungsinstituts Yougov zeigt stattdessen, dass 60% der Generation Z schnell Karriere machen und Geld verdienen möchte. Außerdem würden mehr als die Hälfte der Befragten größere Opfer für den Job bringen, wie etwa standortbegründete Umzüge oder Überstunden. Anders als unterstellt wird, sind über 80% der Befragten Gen Z-ler bereit hart zu arbeiten, sofern sie einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Ebenso sind gerade einmal einem Drittel eine Work-Life-Balance besonders wichtig. 

In Anbetracht ihres Alters hat Gen Z schon schwierige wirtschaftliche Zeiten durchlebt (Pandemie, Energie- & Klimakrise), bevor sie sich überhaupt erst einmal auf dem Arbeitsmarkt beweisen konnten. Deshalb ist es unser gutes Recht, unter diesen Umständen Sinn in der Arbeit zu suchen, gesundheits- und umweltbewusst orientiert zu sein und unsere Technikaffinität mit auf den Arbeitsmarkt zu bringen. 

Hoppla… kommt uns das nicht bekannt vor? 

In vielen Fragen unterscheiden sich die Generationen kaum, sodass man den Generationen-Stempel eigentlich getrost weglassen kann. Der Verlauf lässt sich aktuell kaum durch empirische Studien stützen. Dazu müsste man die Generation Z noch viel länger beobachten. Vielleicht sind die Meinungsunterschiede ja einfach nur altersbegründet und in 40 Jahren tickt Gen Z genauso wie die Baby Boomer heute. 

Auch Gen Y – also die Generation der 80er und frühen 90er Jahre – hat zu Beginn für Aufruhr in der Arbeitswelt gesorgt.  

Grundsätzlich entstehen bei jedem Aufeinandertreffen von Generationen sehr leicht Reibungen, denn es prallen unweigerlich Erfahrungswerte und neue Blickwinkel aufeinander. Anstatt auf den Jüngeren herumzuhacken, sollten wir uns lieber zusammensetzten und gemeinsam nach Kompromissen für beide Welten suchen.