Filmkritik

Talk to Me

/ / Copyright: Capelight Pictures

Vom eigenen Youtube-Channel zum A24-Horrorfilm: Die beiden Regisseure Danny und Michael Philippou wagen sich mit Talk to Me in neue Gefilde. Das Know-How hierzu haben sie sich bei der Arbeit an ihrem YouTube Kanal Rakaraka angearbeitet, auf dem sie seit 2015 Horror, Comedy, und Parodie Videos kreieren. Wie erfolgreich können sie ihre kurze Videos als Langversionen nun auf die Leinwand übertragen?

Die allererste Szene des Filmes setzt bereits den Ton: Ein junger Mann sucht auf einer Party nach seinem Bruder und obwohl dem Publikum nicht klar ist, weshalb, schwingt dem Geschehen eine Panik mit, die plötzlich in schockierender Gewalt explodiert. Dabei sind es nicht die Momente der Explosion – Jump-Scares oder andere gern bediente Horror-Klischees – sondern die sich aufbauende Grundstimmung, die Talk to Me ausmachen. Der Film lebt von der stillen Atmosphäre des Grauens.

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Trailer zu Talk to Me.

Die Jugend von heute

Dabei ist die Prämisse des Films sehr einfach und im Horror-Genre nicht unbedingt der ganz große, neuartige Wurf: Eine Gruppe von Teenagern, jeder mit eigenen Problemen und Beziehungen, machen zum Spaß eine Séance, die vollkommen eskaliert. Obwohl hier viel Augenmerk auf Handys und Social Media im Kontext mit einer öffentlicher Auseinandersetzung mit Trauma und Trauer liegt, nimmt Talk to Me keine belehrende Position ein und hat unüblich viel Mitgefühl für seine dem Untergang geweihten Protagonist:innen. In einem Alltag, in dem vieles unausgesprochen und gleichzeitig nichts unaufgezeichnet ist, jagen sich diese Gruppe von Teenagern durch eine traumatische Begegnung mit der Geisterwelt nach der anderen. Sie macht süchtig, diese Kommunikation mit den Toten.

In Talk to Me verkommt die Séance zum multimedialen Spektakel./Copyright: Capelight Pictures

Altbekanntes neu gedreht

Trauer als wirkende Kraft in Horror-Filmen ist kaum etwas neues. The Babadook (beide Regisseure von Talk to Me waren in der Crew zu genau diesem Film) verwendet eine Personifizierung dieses Konzeptes um eine junge Mutter dazu zu zwingen, sich mit ihrem Trauma auseinanderzusetzten. Wie aber bereits The Babadook versucht sich Talk to Me an einigen frischen Twists auf der Grundlage von bereits vertrautem Material. Trauer bietet hier eine tröstende Hand an, die Versuchung, in ihrer Geborgenheit zu versinken. Und ab einem gewissen Punkt ist es zu spät umzukehren, denn die Hand greift zurück.

Mia (Sophie Wilde) versucht, über den Tod ihrer Mutter mittels des Mediums einer Hand hinweg zu kommen./Copyright: Capelight Pictures

Begeisternde Leistungen

Der Film ist alleine aufgrund der schauspielerischen Leistungen und unzimperlichen Verwendung von Gewalt einen Kinobesuch wert. Sophie Wilde erlaubt es Protagonistin Mia eine komplexe Figur zu sein, die trauernde Tochter, beste Freundin, und von Geistern geplagte Teenagerin ist, ohne wie eine stereotype Horror-Protagonistin zu wirken. Joe Bird hat als Riley einige der erschütterndsten Szenen im gesamten Film und holt alles aus der Besessenen-Rolle, was er kann. Die 95 Minuten des Filmes sind viel, aber definitiv keine Zeitverschwendung.

Talk to Me startet ab dem 27. Juli in den Kinos.