M94.5 ALBENREVIEW
Betterov – OLYMPIA
Die Olympischen Spiele mal anders. Genau das macht der junge Künstler Betterov auf seinem Debütalbum OLYMPIA. Dabei zeigt er, dass Olympia mehr ist als nur sportliche Wettkämpfe und holt Gold.
Betterov alias Manuel Bittorf veröffentlicht seit 2019 Musik. Der Startschuss ist damals die Single „Dynamit“. Und seitdem werden fleißig Singles released. Dazwischen lässt sich auch die EP “Viertel vor Irgendwas” aus dem Jahr 2020 finden. Seitdem ist einiges passiert – Supportshows für JEREMIAS, Gig auf dem Southside Festival oder ein Feature mit Fatoni auf “Der Teufel steckt im Detail”. Und natürlich das erste eigene Album. Mit OLYMPIA greift Betterov die Themen auf, die nicht nur ihn, sondern auch seine Hörer:innen beschäftigen.
Die Leute und Betterov
Neben den Songs gibt es sowohl ein Intro und Outro. Oder hier Eröffnungsfeier und Siegerehrung, die unterlegt sind von Gejubel und Klatschen. Betterov präsentiert sich hier in ausgereifterem Sound und Texten wie auf der EP mit Einflüssen aus britischem Post-Punk oder Bruce Springsteen. Den sportlichen olympischen Teil lebt Betterov eher in seinen Musikvideos aus. In den Videos zu “Berlin ist keine Stadt” oder “Böller aus Polen” kann man sehen, wie Betterov rudert, schwimmt oder rennt. Also wird vor allem in den Videos für Olympia geübt.
Eine Spezies für sich
Musikalisch kann man Betterov zwischen Indie-Rock und Post-Punk einordnen. Das zieht sich schon seit der ersten EP durch. Doch durch seinen mittlerweile deutschen Gesang werden die Texte viel nahbarer, als sie es auf englisch wären. Zusammen mit Gitarren-Riffs und Betterovs steigendem Gesang schafft er es, seinen ganz eigenen Sound zu finden. Aber auch mit vermeintlichen Fehlern wie Stimme, die abbricht, schafft Betterov seine Gefühle musikalisch zu verpacken. Seine Stimme bringt eine gewisse Ehrlichkeit und Verletzlichkeit, die dann perfekt durch das Schlagzeug und die Gitarre untermalt wird. Oder auch der Wechsel von seiner tiefen Stimme zu einem hohen Refrain wie beispielsweise in “Bring mich nach Hause”.
Ich komm wahrscheinlich niemals an
Auf den elf Songs geht es aber entgegen des Titels, kaum um sportliche Veranstaltungen. Betterov verpackt in seiner Musik eigentlich typische Themen, die junge Menschen beschäftigen. Also Themen wie Aufbrechen, Unsicherheit, Zuhause oder das man einfach das Gefühl hat, keine Zeit mehr zu haben. Bei Betterov geht es natürlich um seine eigenen Erfahrungen. Aber trotzdem können viele seiner Fans seine Erlebnisse gut nachempfinden. Auch wenn Zuhörer:innen meinen würde, dass all diese Themen schon hundert Mal abgehandelt wurden, schafft Betterov es trotzdem in ein neues Licht zu rücken.
Er schafft es, alle Themen rund abzuhandeln, ohne dabei unauthentisch oder unehrlich zu klingen. Also genau das, was ein bisschen fehlt, wenn Fans in diesem Genre suchen.
Better off
Betterov trifft mit seiner Musik den momentanen Zeitgeist der Leute. Nicht nur thematisch, sondern auch was den Sound angeht. Gerade in den letzten Jahren, in denen der Y2K Style wieder zurückkehrt, ist auch Post-Punk und Indie-Rock wieder im Kommen. Aber anders als ein Machine Gun Kelly klingt Betterov in seinen Songs ehrlich und eben nicht so, als würde er gerade nur einem Trend hinterherjagen.
Bis zum Ende
Betterov holt sich mit seinem Debütalbum direkt mal eine Goldmedaille ab. Das Album ist sowohl thematisch als auch soundtechnisch perfekt umgesetzt. Bei Betterov geht es um Ehrlichkeit und Authentizität. OLYMPIA macht auch nicht auf der Zielgeraden schlapp, sondern baut sich mit jedem Song weiter auf. Und damit rennt Betterov als Erster ins Ziel und kann guten Gewissens bei der Siegerehrung teilnehmen.
OLYMPIA ist am 14. Oktober 2022 über Island Records erschienen.