M94.5 ALBENREVIEW
Kraftklub – KARGO
Nach fünf Jahren Pause sind sie endlich wieder zurück – Kraftklub! Wittenberg ist nicht Paris und die deutsche Musikwelt ist nicht komplett ohne Kraftklub. In „KARGO“ erfinden sie sich im alten Sound neu.
Kraftklub sind die Band mit dem K! Das sind Felix, Steffen, Till, Karl und Max aus Chemnitz. Mittlerweile aus der deutschen Musikwelt nicht mehr wegzudenken. Nach „Keine Nacht für Niemand“ war 2017 erstmal Schluss. Die Band legt eine Pause ein und Frontsänger Felix startet 2019 sein Solo-Projekt „KUMMER“. Kraftklub ist die Band, die spontan auf dem Zeltplatz spielt oder ein Benefizkonzert organisiert, wenn es in Chemnitz zu rechter Hetze kommt. Nachdem sich die Pause aufgrund der Pandemie doch noch ein wenig verlängert hat, geht es jetzt aber wieder richtig los. Ende März veröffentlichen sie die erste Single zu ihrem vierten Studioalbum KARGO.
Ein Song reicht nicht
Mit „Ein Song reicht“ geben Kraftklub den Auftakt für das neue Album. Für Fans vielleicht ein kurzer Schockmoment, man könnte ja denken, es wäre der letzte Song. Dem ist aber zum Glück nicht so! Kraftklub präsentieren sich in der ersten Single im Kraftklub Stil der feinsten Art. Mit schnellen Gitarren Einlagen und dem Wechsel aus Felix’ Rap mit Karls Gesang. Und damit auch ein wirklicher Abschluss für Felix’ Solo Projekt. Obwohl es sogar eine zweite Version des Songs gibt, nämlich zusammen mit BLVTH, dem Produzenten von Felix’ Soloalbum KIOX. Trotzdem bleibt die neue Version eine einmalige Sache. Alle weiteren Singles werden nur in einer Version veröffentlicht.
“Wie kann ich etwas aufgeben, von dem ich glaub das es klappt? Ich muss aufnehmen geh’n”
Kraftklub in “Ein Song reicht”
In „Teil dieser Band“ wird die Bandgeschichte aufgearbeitet und da gibt es ja so einiges zu erzählen. Aber sie schaffen es in knapp vier Minuten, zwölf Jahre Geschichte zu erzählen. Und obwohl laut eigener Aussage viele besser sind und mehr proben, haben sich Kraftklub im letzten Jahrzehnt zu der Indie-Rock-Band mit Rap schlecht hin entwickelt. Eben von 17 Uhr Festival-Opener zu 17.000er Open Air.
Kein Gott, Kein Staat, Nur Kraftklub
Das Kraftklub eine große Auswahl an Themen bedienen, ist nichts Neues mehr. Von Liebesliedern bis hin zu brisanter Gesellschaftskritik haben Kraftklub bereits in der Vergangenheit alles aufgegriffen. Und genauso machen sie es jetzt auch. Obwohl die erste Single als Liebeslied gewertet werden kann, geht es danach eigentlich direkt weiter mit einem Kommentar über die Werte von Freunden und die Polizei.
Dann sag das ich dich kenne
Wenn es um Features geht, waren Kraftklub in der Vergangenheit immer eher sparsam unterwegs. Auf vier Alben befindet sich neben einem offiziellen Casper Feature nur auf dem Livealbum Randale noch eine weiterer Feature Gast, nämlich K.I.Z. Auf ihren eigenen Alben bleiben weitere Features aus. Bis jetzt. Auf KARGO gibt es gleich drei Gäste – Tokio Hotel und Mia Morgan. Und das Feature, das für Kraftklub wahrscheinlich schon länger auf der Liste steht, die Chemnitzer Band BLOND. Denn Mitglieder sind die beiden Schwestern von Felix und Till. Also eigentlich nur eine logische Konsequenz, dass es irgendwann zu einem gemeinsamen Song kommt. Bei „So schön“, dem Song mit BLOND, bringen die Stimmen der beiden Sängerinnen Nina und Lotta, etwas Frisches mit und harmonieren gut mit Felix und Karl. Und BLOND sind eine Art Pendant zu Kraftklub, die sich gut ergänzen.
In meinem Kopf – und Ohr!
Dass sie sich ihrem Sound treu bleiben, dürfte die Fangemeinde freuen. Denn genau dafür hört man ja Kraftklub. Wegen dem Vierviertel Takt, mehrstimmigen Gesang und Rap. Trotzdem merkt man deutlich, dass sich den Band entwickelt hat.
Die Songs auf dem Album unterscheiden sich nämlich nicht nur thematisch, sondern auch soundtechnisch. Auf KARGO lassen sich neben dem alt bekannten Kraftklub Sound auch neue Töne finden. Es gibt Songs, die für Kraftklub verhältnismäßig ruhiger und langsamer klingen, was man von vorigen Alben eher weniger gewohnt war. Eine Weiterentwicklung ist auch visuell festzustellen. Zwar trägt die Band immer noch kollektiv das gleiche auf der Bühne, aber modisch sind sie mit der Zeit gegangen – rote Hosenträger gehören nun mal dazu! Aber auch das Albumcover wird nicht mehr von einer Zeichnung geziert, sondern von einem Bild, bei dem Felix und Karl rennend zu sehen sind. Vom Cover rennen sie quasi in die ausverkauften Hallen für die anstehende „KARGO-Tour“.
Grünes Licht
Mit KARGO machen Kraftklub genau da weiter, aber zeigen, das sie nicht festgefahren sind. Sie wissen, was sie gut können und das geht auf. Für Fans also ein Album, das perfekt in den Kraftklub Katalog passt. Der Auftakt für das nächste Jahrzehnt mit Kraftklub!
KARGO ist am 22. September über Vertigo Records (UMG) erschienen.