Kommentar

Wir brauchen ein günstiges Semesterticket!

/ / Bild: M94.5 / Vroni Kallinger

Für viele Student:innen sind die Öffis das Verkehrsmittel der Wahl. Der Münchner Verkehrsverbund erhöht die Ticketpreise im Dezember – pünktlich zur Fahrplanumstellung. Das betrifft nicht nur die Streifenkarte und das Gruppenticket, sondern auch die IsarCard Semester. 

Ein Kommentar von Luca Samardzic

Wer als Student:in mit dem öffentlichen Nahverkehr in München unterwegs sein will, hat dafür zwei Möglichkeiten: Einerseits gibt es den Solidaritätsbeitrag von 72 Euro. Dafür kann man von 18 bis 6 Uhr sowie an Wochenenden und an Heiligabend und Silvester den öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Klar, das ist ganz nett, wenn man abends feiern gehen will oder einen Ausflug am Wochenende macht. Aber für Studierende, die auf den ÖPNV angewiesen sind, um in die Uni oder zur Arbeit zu kommen, reicht das eben nicht aus. Für die gibt es dann die IsarCard Semester, mit der man das ganze Semester rund um die Uhr fahren kann.  Die kostet, Stand heute, knapp 200 Euro, zusätzlich zum Solidaritätsbeitrag.

Hohe Ticketpreise belasten Student:innen

Beide Tickets werden jetzt teurer. Zusammen kosten sie im nächsten Sommersemester dann 302 Euro. Für Student:innen, die jetzt schon mit dem Rücken zur Wand stehen, ist das zu viel. Sie sind sowieso armutsgefährdet, weil Miete und Lebensmittel selbst mit zwei Minijobs nur schwer zu bezahlen sind. Dass das Semesterticket jetzt auch noch teurer wird, macht die Situation nicht einfacher. Das gilt aber nicht nur für Studierende, sondern auch für normal arbeitende Menschen, für die die Tickets jetzt auch teurer werden. 

Hier muss eigentlich die Politik eingreifen! Sonst wird der MVV zum Sündenbock, obwohl er für die höheren Kosten nicht verantwortlich ist. Aktuell wird alles teurer. Das setzt den freien Markt genauso unter Druck wie städtische Betriebe. Wenn die Instandhaltungskosten und die Löhne für das Personal steigen, ist klar, dass der MVV Geld braucht. Diese Kosten werden aktuell direkt an die Kund:innen weitergegeben. Als Mitgesellschafterin der MVV ist der Freistaat Bayern dafür mitverantwortlich! Dass der Staat hier nicht eingreift, um die Bürger:innen zu entlasten, sendet ein falsches Signal. 

Wir brauchen ein 365-Euro-Ticket!

Dabei gäbe es eine einfache Lösung für das Problem: Der Münchner Stadtrat hat im April beschlossen, dass es spätestens 2023 ein 365-Euro-Ticket für Studierende geben soll. Das gilt dann auch das ganze Jahr. Im Vergleich zum Semesterticket, das nur ein halbes Jahr gilt, können Student:innen bei dieser Idee 240€ im Jahr sparen. Bisher gibt es das schon für Schüler:innen und Azubis. Ein Drittel dafür zahlt die Stadt; den Rest soll der Freistaat übernehmen. Aber der stellt sich jetzt quer und will erst mal evaluieren, ob sich ein 365-Euro-Ticket für Studierende überhaupt lohnt. 

Es scheint aktuell so, als ob Studierende die Preiserhöhung einfach so hinnehmen müssen. Ihnen bleiben zu Bus und Bahn aber keine wirklichen Alternativen. Die Allerwenigsten haben ein Auto. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad fahren ist auch nicht für alle möglich, gerade in den Randbezirken der Stadt. 

Hier mal meine Evaluation: Wenn der Freistaat klima- und sozialgerechten Nahverkehr will, dann muss er dafür auch selbst Geld in die Hand nehmen. Die Preiserhöhung für das Semesterticket gilt ab dem Sommersemester 2023. Man kann dem MVV fast danken, dass er ein halbes Jahr vorher Bescheid gesagt hat, weil die Student:innen jetzt wenigstens genug Zeit haben, um mit dem Sparen anzufangen.

Vielleicht ringt sich der Freistaat bis zum März doch noch durch, das 365-Euro-Ticket für Student:innen zu finanzieren.