Platte des Monats: Februar 2019

Better Oblivion Community Center – Better Oblivion Community Center

/ / Bild: Dead Oceans

Die Uni macht dich fertig? Der Job ist einfach viel zu stressig? Deine Freunde erwarten viel zu viel von dir? Die Familie sowieso? Das Leben findet doch immer wieder gerne neue kreative Wege einem den Spaß zu verderben. Wäre es nicht wunderbar wenn es einen Ort geben würde der einem all diese Sorgen aus der Welt schafft? Diese Marktlücke wurde jetzt endlich geschlossen: Das Better Oblivion Community Center hat seine Pforten geöffnet! Aber noch viel hilfreicher als die angebotenen Aktivitäten (unter anderem: Heiliges Krystal-Implantat oder Zirbeldrüsenexpression) sind die beiden Leiter des Zentrums und ihre Gitarren: Phoebe Bridgers und Conor Oberst

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Better Oblivion Community Center – Dylan Thomas

Wiedersehensfreude

Für ihre erste gemeinsame Platte haben sich die beiden eine ziemlich kuriose Marketingkampagne ausgedacht. Sie haben sich ein nicht ganz vertrauenserweckendes Therapiezentrum ausgedacht. Inklusive leicht verstörender Telefonhotline, Plakaten und Flyern. Eigentlich hätten die beiden so etwas wohl gar nicht nötig gehabt. Schließlich ist Conor Oberst dank den Bright Eyes und zahllosen Band– und Soloprojekten fast schon eine wandelnde Indielegende. Und Phoebe Bridgers ist spätestens seit dem Singer-Songwriter All-Star-Treffen Boygenius wesentlich mehr als ein aufstrebendes Talent. Die Kombination passt so gut, dass fast jeder Song im Duett vorgetragen wird und man irgendwann sogar die klangvollen Namen der Bandmitglieder vergisst: Hier singen nicht Phoebe und Conor, man hört einfach dem Better Oblivion Community Center zu. Und das gibt sich erstaunlich abwechslungsreich.

Zwischen getragenen melancholischen Stücken finden sich immer wieder flott antreibende Songs wie Dylan Thomas oder das synthielastige Exception To The Rule. Vor allem für Phobe Bridgers bedeutet das einige neue klangliche Facetten, aber mit Conors Unterstüzung zeigt sie dass ihre Stimme auch ziemlich gut zu rockigeren Gitarren passt. So hat Better Oblivion Community Center einige Songs parat, die zur Hilfe eilen wenn der kalte ernüchternde Februar die Oberhand zu gewinnen droht.

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Better Oblivion Community Center – My City

Kein Entkommen

Wer jetzt mit Better Oblivion Community Center komplett vor der grausamen Realität fliehen möchte, der wird schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt. Das wird schon im Opener Didn’t Know What I Was in For klar: Der Song beginnt als Geschichte über einen harmlosen Sommerjob, bis Phoebe und Connor plötzlich in Zwangsjacke Bilder von sterbenden Flüchtlingen im Fernsehen gezeigt bekommen und sich ihrer eigenen Hilflosigkeit und Schuld bewusst werden. Auch auf den ersten Eindruck fröhlichere Songs wie Dylan Thomas handeln davon, dass die beiden Community Mitglieder sich am Anblick der Ära von Fake News und Alt-Right am liebsten den gleichen Tod sterben würden wie der Namensgebende Poet – also betrunken und am Boden einer Bar. Nicht nur das politische Weltgeschehen ist Thema, auch persönliche Krisen wie der Tod von Conors Bruder werden besungen. Und sogar bei so intimen Themen gelingt den beiden Stimmen eine einmalige Harmonie.

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Better Oblivion Community Center – Didn’t Know What I Was In For

Gemütliches Martyrium

Fast jeder Song deutet an wie gerne die beiden alle Sorgen einfach hinter sich lassen wollen würden und irgendwo weit weg von vorne beginnen wollen. Und auch wenn das fiktive Community Center in keinem Song erwähnt wird, laufen dann eben doch noch Albumtitel und Musik zusammen. Das Better Oblivion Community Center verspricht keine Lösung für alle Lebensprobleme, es will nur die eigene persönliche Hölle ein kleines bisschen gemütlicher machen – mit einer Platte die gleichzeitig wahnsinnig glücklich und unglaublich traurig macht.

Better Oblivion Community Center ist am 24. Januar 2019 auf Dead Oceans erschienen