Englischer Garten
Fehlende öffentliche Toiletten pissen mich an
Sanitäre Anlagen gibt es im öffentlichen Raum so selten wie derzeit warme Tage. Wenn man dann aber doch mal muss, findet man oft keine (kostenlose) Möglichkeit, um eine Toilette aufzusuchen. Draußen in der Öffentlichkeit zu pinkeln ist offiziell verboten. Was also tun? Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Kathi Bawidamann.
Ein lauer Sommerabend in München. Junge Leute versammeln sich an der Isar oder im englischen Garten. Man chillt, trinkt das ein oder andere Bier und verbringt ein paar schöne Stunden mit seinen Freund:innen. Doch dann passiert es: Die Blase drückt und man kann es einfach nicht mehr länger halten. Aber wohin? An der Isar stehen immerhin Dixi Klos, wo man schnell das Geschäft verrichten kann. Im Englischen Garten gestaltet sich die Suche schwieriger.
Die Odyssee der Suche
Weit und breit ist im Englischen Garten kein stilles Örtchen zu finden. Entweder macht man sich auf dem Weg zum Chinesischen Turm, zum Milchhäusl oder in die goldene Bar. Da muss man aber eigentlich immer mindestens 50 Cent zahlen, um auf die Toilette gehen zu können. Ich zumindest habe jetzt auch nicht immer 50 Cent passend dabei.
Optional bleibt auch noch die Odyssee zu einem der Uni-Klos. Bis man dort angekommen ist, vergeht aber eine halbe Ewigkeit. So bleibt eigentlich nur noch die Option übrig, hinter einem Busch oder Baum zu verschwinden.
Wildpinkeln kann die Freiheit kosten
Einfach schnell hinter einem Busch das Geschäft zu verrichten kann aber eine Stange Geld kosten. Wenn das Ordnungsamt oder die Polizei einen erwischt, muss man laut Bußgeldkatalog mindesten 35 Euro zahlen. 35 Euro, damit könnte man 70 Mal auf die Toilette beim Milchhäusl gehen.
In besonders schwerwiegenden Fällen, also wenn man sich beispielsweise mitten auf einem Kinderspielplatz stellt und seine oder ihre Notdurft verrichtet, kann man nach §183a des Strafgesetzbuch sogar für ein Jahr ins Gefängnis kommen. Für ein Bedürfnis, wofür man nichts kann. Sorry, dass der Körper Stoffwechsel betreibt und man bestimmte Stoffe einfach loswerden muss.
Verantwortung in öffentlicher Hand
Natürlich hat niemand Lust, dass vor die eigene Haustür gepinkelt wird. Aber was soll man machen, wenn einfach keine öffentlichen Toiletten im öffentlichen Raum vorhanden sind? Der Park kann schließlich von jeder Person genutzt werden und ist in öffentlicher Hand. Somit ist es Aufgabe der Parkverwaltung, dafür zu sorgen, dass es Möglichkeiten gibt, aufs Klo zu gehen.
An der Isar sieht man, wie es mit Dixi Klos funktionieren kann. Aber wieso wird das im Englischen Garten nicht gemacht? Die Antwort ist relativ simpel. Für die Isar ist die Stadt München zuständig, der Englische Garten liegt in der Hand der bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung, die nicht zur Stadt, sondern zum Freistaat Bayern gehört. Deshalb kann sich die Stadt auch diesbezüglich nicht einmischen, ob da nun Klos stehen oder nicht.
Mehr Toiletten im öffentlichen Raum
Trotzdem muss sich an dem Problem etwas ändern. Wenn man schon ein Bußgeld für das Wildpinkeln veranlasst, dann sollten die zuständigen Bereiche dafür sorgen, dass zumindest etwas Abhilfe geschaffen wird. Denn auch wenn Dixi Klos jetzt wirklich nicht die schönsten sanitären Einrichtungen sind, ist es zum einen angenehmer dort zu gehen als hinter einem einsehbaren Busch und zum anderen tausend Mal besser als eine Geldstrafe zu blechen. Deshalb braucht es mehr Toiletten im öffentlichen Raum! Wir Parkbesucher:innen und auch eure Mitarbeiter:innen, die für das Sauberhalten des Parks zuständig sind, wären äußerst dankbar.