M94.5 Albenreview

Oscar Lang – Chew The Scenery

/ / Bild: Dirty Hit

Nach diversen Singles und EPs legt das „Indie-Wunderkind“ Oscar Lang nun mit Chew The Scenery sein sehnlichst erwartetes, erstes Album vor. Hier zieht der mittlerweile 21-jährige alle Register und wartet mit einem überraschend abwechslungsreichen und insgesamt soliden Debüt auf.

Mit seinem ersten Album zeigt Oscar Lang, dass er nicht nur im gefälligem Indie-Pop zuhause ist, sondern sich souverän in verschiedensten Stilrichtungen bewegen kann. Der musikalische Facettenreichtum kommt nicht von ungefähr; schon seit seiner frühen Kindheit war der Londoner von Musik umgeben. So spielte sein Vater Schlagzeug bei den Housemartins, seine Mutter gilt als begabte Sängerin. Lang bringt sich nach und nach verschiedene Instrumente bei und veröffentlicht nach einigen Covern auf Youtube auch eigene Songs. Mit seinem respektablen Output – die letzten drei EPs entstanden innerhalb von 12 Monaten – konnte sich der Londoner bereits eine solide Fangemeinde erspielen.

VON PSYCHEDLIC ROCK ZU 8-BIT-SOUNDS

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Das Musikvideo zur ersten Single “Stuck”

Seine ersten Singles waren noch eindeutig dem klassischen Bedroom- und Indie-Pop zuzurechnen, doch auf Chew The Scenery arbeitet sich Lang an verschiedensten Genres ab, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Die erste Vorabsingle „Stuck“ ist ein von Fuzz und Hall durchtränktes, dichtes Psychedelic-Rock-Feuerwerk mit Ohrwurmgarantie. An manchen Stellen leidet der Song aber unter seinen Ambitionen. Wie treffend, dass die namensgebende Phrase des Albums ,„chewing the scenery“, überemotionalisierte schauspielerische Darstellungen in Film und Theater bezeichnet. Analog dazu wirkt auch das Arrangement dieses Songs in Teilen übertrieben, ein wenig über das Ziel hinaus und unnatürlich.

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Überladen mit 90er-Ästhetik: Das Musikvideo zu “Yeah”

Direkt an „Stuck“ schließt der Song „Yeah“ an und entführt die Hörer:innen des Albums zunächst in ein ganz anderes Genre. Das 8-Bit Intro versetzt sofort in die Kindheit zurück und lässt Gedanken an Nintendo Gameboy und Mario aufkommen, bevor von Effekten verfremdete Gitarren die Überleitung in den eigentlichen Song übernehmen. „Yeah“ ist ein Song mit absolutem Headbanger-Potential. Der selbstironische Text setzt dem Track das Sahnehäubchen auf: Lang singt in der Ich-Perspektive über sein langweiliges Alter Ego, das nur passiv-aggresive Reaktionen von seiner Freundin bekommt.

ORCHESTRALE EXPERIMENTE

Ganz andere Töne schlägt Oscar Lang bei der melancholischen Ballade ,„Final Call“, an. Den Anfang macht ein trauriges, schleppend marschierendes Klavier, bis Gitarren und Geigen im Stakkato in den Hauptteil des Songs überleiten, nur um im nächsten Moment zu verstummen und wieder Platz zu schaffen. Dieser orchestral arrangierte Song verdeutlicht erneut die stilistische Bandbreite des jungen Künstlers.

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Außerhalb der Musik gibt sich Oscar Lang vergleichsweise bescheiden

LIEBE, FREUNDSCHAFT UND INTERNETSUCHT

Die Texte auf Chewing The Scenery erzählen von der Lebensrealität des Künstlers, in der sich vermutlich viele – vor allem Gleichaltrige – wiederfinden werden. Neben den schon zigfach besungenen Themen von Liebe, Verlust und hoffnungsloser Vernarrtheit schafft es Oscar Lang, seinem Album durch clevere Texte eine gewisse Tiefe zu geben. Die Single „21st Century Hobby“ handelt von den Tücken sozialer Netzwerke, die ihre Nutzer immer weiter in ein Netz der Abhängigkeit treiben. Auch Mental Health ist für den Multiinstrumentalisten ein Thema. In seinem Song „Are you happy?“ schreibt er über seine Freundschaft zu einem Jungen, der sich sichtlich in einer schlechten Verfassung befindet, doch keine Hilfe annehmen mag. Mit seinem Song versucht der Sänger, ihm die Hand auszustrecken und ihn wissen zu lassen, dass er für ihn da sein wird.

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Das Video zu “21st Century Hobby”

EIN STABILES DEBÜT

Oscar Langs Debüt wird sicherlich kein Meilenstein, der in der Indie-Welt neue Maßstäbe setzt, dafür ist leider zu wenig Innovatives in den Songs enthalten. Das braucht es aber auch gar nicht. Chewing The Scenery ist ein solides Erstlingswerk, das stilistisch breit aufgestellt ist und Oscar Lang aus der Bedroom-Pop Ecke heraus in neue Sphären befördert. Die Wandelbarkeit des Londoners ist erfrischend und lässt die Zuhörer:innen gespannt auf den nächsten Streich warten.

Chewing The Scenery ist am 12.08.2021 über Dirty Hit erschienen.