Filmkritik

Possessor

/ / Possessor Bild: Kinostar

Brandon Cronenberg tritt in große Fußstapfen, denn sein Vater David Cronenberg wurde durch Filme wie The Fly oder Videodrome zu einer Legende des Horrorfilms. Mit Possessor versucht sich Brandon Cronenberg jetzt an einem Körpertauschhorrorfilm der leider nur teilweise überzeugt.

In Possessor arbeitet Taaya Vos (Andrea Riseborough) für eine Firma als professionelle Auftragsmörderin. Durch eine neuartige Hirnimplantatstechnik ist es möglich in andere Körper einzudringen, diese zu steuern und die Morde begehen zu lassen. Bei einem Routineauftrag kommt es jedoch zu Komplikationen und der von ihr gesteuerte Colin (Christopher Abbott) beginnt sich zu wehren. Taaya droht die Kontrolle über den Körper und ihre eigene Identität zu verlieren.

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Ein interessantes Sci-Fi Konzept, Körpertausch und psychologischer Horror, das sind eigentlich perfekte Bausteine für einen gelungenen Horrorfilm, doch leider schafft es Possessor diese Zutaten nicht konsequent zu verbauen. Im Laufe des Filmes verrennt sich Possessor immer wieder in Geplänkel um halbgar ausgefüllte Nebenfiguren, unverständlichen Entscheidungen der Protagonisten und einer Handlung die vielleicht zu viel auf einmal will. Es kommt zu etwas das bei dem vielversprechenden Grundkonzept und der nicht zu langen Spieldauer von 104 Minuten unmöglich erscheint – der Film zieht sich und langweilt stellenweise.

style over substance

Das ist wirklich schade, denn Possessor schafft es auf vielen anderen Ebenen durchaus zu überzeugen. Da wäre zum einen der Stil des Films und das wirklich großartige visuelle Design. Possessor spielt mit Überblendeffekten, intensiven Farben und innovativen Darstellungsformen, gerade wenn der Film auf künstlerische Weise darstellt wie jemand seine Identität verliert. Possessor ist in seinen besten Momenten wie Inception auf Acid.

Taaya Vos in einer großartigen Szene
Nur ein Beispiel für den großartigen Einsatz von Licht und Farbe Bild: Kinostar

Dann sind da auch die soliden schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller. Wenn Colin von Taaya Vos gesteuert wird, dann merkt man das auch. Und gerade die anfängliche Überforderung, das Zurechtfinden im fremden Körper und einer ungewohnten Umgebung, überzeugt. Zu erwähnen ist auch Sean Bean, der es schafft in einer Nebenrolle Colins Schwiegervater in spe als absoluten Unsympathen darzustellen.

Und dann ist da noch vielleicht der Hauptgrund warum man sich als Genrefan diesen Film anschauen sollte. Die gewalttätigen Szenen, die Cronenberg wirklich mit unglaublicher Passion umsetzt. Die Darstellungen sind zum einen fast schon übertrieben stylisch (viel rot auf weiß macht visuell natürlich immer etwas her) und die Szenen sind von einer Intensivität die es wirklich schaffen kann auch noch den abgebrühtesten Splatterfan zu schockieren.

Possessor macht also vieles richtig, doch leider geht der Handlung irgendwann die Luft aus, was bei dem soliden Grundkonzept des Filmes einfach nur enttäuschend ist. Trotzdem sollte man als Fan von visuell intensiven Horrorerfahrungen Possessor aufjedenfall eine Chance geben.

Possessor könnt ihr seit 1. Juli im Kino sehen.