Investmentbanker hinterziehen Milliarden
“Greed is good”
Liest man sich die Vorgehensweise durch, mit der Banken und Investoren seit Jahren Steuerzahler und dem Staat das Geld aus der Tasche ziehen, dann kommen einem Flashbacks von der Immobilienkrise. Genauso berechnend und ohne Rücksicht haben die Banken dort gehandelt. Doch Eins nach dem Anderen. Um was geht es überhaupt?
Cum/Ex. Was ist das?
Bei Cum/Ex (was übrigens nichts mit dem zu tun habt was ihr denkt) handelt es sich um eine Handelspraktik mit der einem die Steuer bis zu zweimal zurückerstattet wird. Wie es genau funktioniert werd ich jetzt erklären. Ich hab zwar nicht wie der Film „The Big Short“ Margo Robbie zur Verfügung, aber Ihr könnt sie Euch gerne vorstellen wenn euch das Hilft.
Jetzt wird´s kompliziert
Nehmen wir als Beispiel einfach mal an, dass ein Investor A 100€ in Aktien bei einem DAX-Unternehmen besitzt. Er bekommt dementsprechend einmal im Jahr Dividende ausgezahlt. Auf die muss er natürlich Steuer zahlen. Kurz vor dem Dividendenstichtag kauft nun Investor C die 100€ an Aktien. Nicht aber von Investor A, sondern von einen dritten Investor den wir, Ihr werdet es wahrscheinlich bereits erraten haben, Investor B nennen. B besitzt die Aktien zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht. Dies nennt man einen Leerverkauf.
Soweit die Ausgangssituation.
Noch dabei?
Am Tag der Dividendenausschüttung erhält Investor A nun Dividenden im Wert von 10€. Er zahlt 2,50€ Steuern und erhält damit 7,50€ Nettoausschüttung. Nun verkauft Investor A seinen Anteil an Aktien minus die Dividende (also Aktien im Wert von 90€) an B. Investor B, der das Geld dafür ja von seinem Leerverkauf an Investor C bekommen hat, gibt die Aktien jetzt an C weiter. Da die Aktien nun aber nur noch 90€ wert sind, zahlt B an C die Nettodividende von 7,50€ aus. Die Steuer von 2,50€ kann sich Investor C dann wieder zurückerstatten lassen. Am Ende wurde die Steuer dementsprechend einmal bezahlt, Investor A und C können sie sich aber zurückerstatten lassen. Der Gewinn, der dadurch entsteht wird auf alle Beteiligten aufgeteilt.
Großteil Europas betroffen
Klingt alles kompliziert, oder? Soll es auch! Denn mit dieser Verwirrungstaktik wurden insgesamt mehr als 55 Milliarden Euro an Steuergeldern ergaunert. Mehr und mehr Länder scheinen von dem Skandal betroffen zu sein, alle voran Deutschland. Außerdem sind unter anderem Frankreich, Italien und Spanien Opfer der Investoren geworden.
Bundesfinanzministerium wusste schon länger Bescheid
Dabei waren diese Praktiken dem deutschen Bundesfinanzministerium schon seit 2002 bekannt. Seine Nachbarländer informierte das Bundesfinanzministerium aber nur auf Nachfrage. Bis es dann 2015 alle betroffenen Länder eingeweiht hat.
Banken in Bedrängnis
In Deutschland sind mittlerweile vier Staatsanwaltschaften an den Cum/Ex Geschäften dran. Einen großen Investmentbanker haben sie bereits festnehmen können. Dieser belastet praktisch alle großen Banken, an Cum/ Ex Geschäften teilgehabt zu haben. Die Banken dementieren dies. Das Ausmaß des ganzen Betrugs wurde von einer Gruppe Journalisten aus zwölf Ländern aufgedeckt. Unter anderem waren Journalisten der ARD und der ZEIT beteiligt.