Tessa Ganserer im Interview
Hoffnungen und Herausforderungen von transidenten Menschen
Tessa Ganserer vom Bündnis 90/Die Grünen ist die erste trans* Frau im bayerischen Landtag und sogar die erste Abgeordnete in Deutschland, die sich öffentlich als trans* geoutet hat. Im M94.5-Interview erzählt sie von Herausforderungen und Hoffnungen für transidente Menschen in Deutschland.
Ende 2018 hat Tessa Ganserer beschlossen, sich öffentlich in ihrem beruflichen Umfeld zu outen. Anfang 2019 war es dann soweit. Die Reaktionen ihrer Fraktionskolleg:innen sowie der anderen Parteien im Landtag waren vorwiegend positiv. Stolz erzählt Ganserer, dass sie stark davon ausgegangen ist, volle Akzeptanz und Unterstützung aus den eigenen Reihen zu erhalten. Genau dieses Feedback hat sie auch erhalten.
“Die Kolleg:innen standen wirklich Schlange, um mich zu umarmen.”
Tessa Ganserer im M94.5 Interview
Coming Out mit positiver Bilanz
Ihr Coming Out ist jetzt bereits mehr als zwei Jahre her. Die Corona-Pandemie hätte in ihrem Alltag als Abgeordnete mehr verändert als das Coming Out selbst – eine positive Bilanz. Fakt ist aber trotzdem: transidente Personen sind nicht nur in der Politik immer noch eine Ausnahme. Der Fokus auf das “Merkmal” Transsexualität bei trans* Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, ist für Ganserer eine Gratwanderung.
“Es ist wahnsinnig anstrengend über persönliche Erfahrungen ständig öffentlich zu berichten.”
Tessa Ganserer im M94.5 Interview
Sensibler Umgang gefordert
Auch im M94.5-Interview klärt Tessa Ganserer geduldig aber bestimmt auf, zum Beispiel beim Deadnaming. Deadnaming bezeichnet die Verwendung des Deadnames, also des alten, nicht mehr verwendeten Namen einer Person ohne ihre Zustimmung, üblicherweise bei Transgender- und nichtbinären Personen. Sie sei keineswegs nachtragend, aber gewisse Umgangsformen müssten einfach klar sein – auch und gerade für Journalist:innen.
Vorsichtiger Blick in die Zukunft
Ganserer blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Sie glaubt nicht daran, dass sie selbst noch eine Welt frei von Unterdrückung und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Identität erleben wird. Das sollte aber niemanden davon abhalten, jetzt und heute für eine optimistische, bessere Zukunft einzustehen und zu kämpfen.