Filmklassiker der Woche
Wag the Dog
Nur wenige Tage vor seiner möglichen Wiederwahl wird ein Sex-Skandal des US-Präsidenten publik. In der Satire Wag the Dog lässt sich Krisenmanager Conrad Brean etwas einfallen – zusammen mit einem Hollywood-Produzenten zettelt er einen vermeintlichen Krieg gegen Albanien an.
1985 beschrieb Neil Postman in Wir amüsieren uns zu Tode den Einfluss des Fernsehens auf unsere Wahrnehmungsgewohnheiten. Ein Buch, das Krisenmanager Conrad Brean (Robert de Niro) zu kennen scheint. Denn immer wieder stellt er fest: “Es ist vorbei. Ich hab’s im Fernsehen gesehen.” Standesgemäß engagiert er den großkotzigen Hollywood-Produzenten Stanley Motss (Dustin Hoffman), um das Ablenkungsmanöver zu inszenieren, das dem skandalgeschädigten US-Präsidenten die Wiederwahl sichern soll.
Satire oder Realität
Die Politsatire erinnert das Publikum kontinuierlich daran, wie bizarr Politik (und insbesondere die aktuelle US-Politik) geworden ist. Viel zu oft sieht das Absurde im Film der Realität aus den Nachrichten ähnlich. Manchmal fällt es sogar zahmer aus als das, was man täglich aus Trumps Weißem Haus hört. 1997 sorgten solche Parallelen noch für Aufsehen: Einen Monat nach dem Kinostart hatte Bill Clinton mit dem Lewinsky-Skandal zu kämpfen und ließ kurz darauf einen Ort im Sudan bombardieren. Ein Umstand, der hellseherische Fähigkeiten bei Drehbuchautor und Regisseur Barry Levinson (u. a. verantwortlich für „Rain Man“ und „Good Morning, Vietnam!“) vermuten ließ. Obwohl es ein altes Klischee ist, dass innenpolitische Probleme immer mit außenpolitischem Drama kaschiert werden.
Exzellente Besetzung
Wag the Dog kann bis in die Nebenrollen mit jeder Menge Stars aufwarten, die allesamt zu Hochform auflaufen: Woody Harrelson, William H. Macy, Dennis Leary, Kirsten Dunst und Willie Nelson. Robert de Niro spielt den zynischen Krisenmanager sehr zurückgenommen – ganz “zen” ist er der Mann, den nichts erschüttert. Im Gegensatz dazu ist Anne Heche eine hibbelige, permanent kurz vorm Nervenzusammenbruch stehende Stabschefin. Und Dustin Hoffman kann sich in seinem Charakter des unsympathischen, wichtigtuerischen Filmproduzenten voll ausleben. All das wird untermalt durch einen Soundtrack von Mark Knopfler.
1998 gewann die Satire einen Silbernen Bären auf der Berlinale. Spaß macht dieser Film bis heute – auch wenn man in Anbetracht des aktuellen Wahlkampfs ein bisschen wehmütig an normalere Zeiten denkt. In der Ära präsidentieller Twitter-Tsunamis laufen Polit-Skandale zwar etwas anders ab, an Relevanz hat Wag the Dog trotzdem nicht verloren.
Wag the Dog ist unter anderem über Amazon im Stream abrufbar.