Azubis im Jahr der Krise
Sind die Ausbildungsplätze sicher?
Während sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt langsam wieder lockert, bleibt die Situation für viele Auszubildende ungewiss. Doch den Unternehmen ist bewusst, wie wichtig es ist junge Leute auszubilden. Und einige Unternehmen passen sich den Umständen an.
Reaktion auf die Krise
Die Kultusminister betonten Ende März, dass durch die aktuelle Situation kein Nachteil für den Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt entstehen soll. Auch wenn viele Betriebe Kurzarbeit angemeldet haben, müssten sie es weiterhin ermöglichen Kurzarbeit in der Ausbildung zu verhindern.
Wenn sich Betriebe aber trotzdem dazu gezwungen sehen, die Arbeitszeit zu verringern, dürfen sie Azubis erst nach sechs Wochen in Kurzarbeit schicken und müssen das Ausbildungsgehalt auch dann noch voll vergüten. Wenn die Arbeitszeit um mindestens die Hälfte reduziert wurde, ist es sogar möglich ab dem vierten Bezugsmonat mehr Geld zu erhalten.
Wichtig sind hierbei einheitliche Regelungen, um das Ausbildungsniveau in verschiedenen Bundesländern gleich zu halten. Laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) werde es Ende Mai ein entsprechendes Treffen der Allianz für Aus-und Weiterbildung geben. Es müsse verhindert werden, dass wegen der Pandemie „ein Jahrgang entsteht, in dem Ausbildungsplätze auf breiter Front wegbrechen“.
Zeit der Umorientierung
Der gesamte Arbeitsmarkt muss sich anpassen. Dabei sind die verschiedenen Wirtschaftsbereiche unterschiedlich stark von der Situation betroffen. Die Qualität ihrer Ausbildungsmöglichkeiten zu gewährleisten, kann für Selbstständige und Betriebe, die höhere wirtschaftliche Einbußen zu verzeichnen haben, zur Herausforderung werden.
Die Betriebe selbst sind also gefragt, flexibel zu sein.
Hubert Schöffmann, Leiter für Berufliche Ausbildung der Industrie und Handelskammer für München und Oberbayern, sagt, dass die Krise teilweise aber auch positive Veränderungen für Firmen und junge Arbeitskräfte geschaffen habe. Das, was sich im Bereich der Digitalisierung getan hat, würde auch künftig weiter in Betrieben ausgebaut werden. Es sei nämlich durchaus wichtig, dass viele junge Auszubildende Fertigkeiten im Bereich des Home-Office erlangen, denn diese Skills würden sie im Arbeitsmarkt der Zukunft benötigen.
Schöffmann betont auch, dass es in den letzten Jahren ein Überangebot an Ausbildungsplätzen gab. Der Arbeitsmarkt werde nicht „ohne ein blaues Auge“ davonkommen, aber Jugendliche würden trotzdem weiterhin die Möglichkeit haben, Ausbildungsplätze zu finden. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Elke Hannack, merkt an, dass aufgrund der aktuellen Lage im nächsten Jahr wohl viele außerbetriebliche Lösungen benötigt würden.
Die Initiative ergreifen
Die Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz hängt nun allerdings noch mehr von der eigenen Initiative ab. Viele Stellenanzeigen sind noch nicht auf dem aktuellen Stand und Betriebe müssen sich derzeit teils wöchentlich umorientieren. Man könne sich laut Schöffmann ruhig trauen, Unternehmen direkt zu kontaktieren.
Er rät dazu, „gerade jetzt dranzubleiben“ und ist verwundert darüber, dass manch junger Mensch denkte, „es mache sowieso keinen Sinn [sich] zu bewerben“.
Unternehmen in München und Bayern müssten ihre Ausbildungsstellen besetzen und die jungen Azubis fördern, um selbst bestehen zu können. Bisher hat Hubert Schöffmann noch keine signifikante Steigerung bezüglich der Auflösung von Ausbildungsverträgen bemerkt. Für viele Unternehmen sind aber auch Bewerber und Fachkräfte aus dem Ausland oder aus anderen Bundesländern weggefallen. Somit können sich derzeit für viele junge Menschen auf der Suche nach Arbeit zusätzliche Chancen ergeben.