Was tun bei Nervosität?
“Ich glaub, ich hab Schiss!”
Wenn Emotionen wie Nervosität das Steuer übernehmen, führt das nicht selten zu unangenehmen Situationen. Doch wer weiß, womit man es zu tun hat, ist im Vorteil.
Was ist eigentlich Nervosität?
Schwitzige Hände, Bauchschmerzen, Herzklopfen – die Nervosität lässt grüßen. Nicht selten lässt sie uns verrückte Dinge tun, indem wir schneller sprechen oder Zuckungen entwickeln. Aber warum ist das so? Vor allem deshalb, weil der Körper bei Nervosität unter erhöhter Anspannung steht. Diese ist nicht nur seelischer Natur, sondern zeigt sich eben auch durch vegetative Symptome wie Übelkeit, Schweißausbrüche oder Zittern. Doch ab wann wird es krankhaft? Wann wird Nervosität zur Angst? Grundsätzlich sind Angstgefühle nicht schlimm, erklärt Prof. Ulrich Voderholzer in der Apotheken Umschau. Sie seien sogar evolutionär bedingt und würden in erster Linie einen wichtigen Schutzmechanismus darstellen. Erst wenn die Angstgefühle überhand nehmen und ohne bestimmten Grund auftreten, würde die Medizin von klinisch relevanten Angststörungen sprechen. Nervosität meint aber einen allgemeinen Zustand innerer Unruhe.
Lampenfieber, adé!
Eine klassische Ursache der Nervosität ist beispielsweise die Angst vor der Blamage. Diese tritt häufig bei Auftritten oder Präsentationen auf, kann einen aber auch schon bei scheinbar einfachen Kleinigkeiten wie einem Telefonat plagen: Was ist wenn man nicht weiß, was man sagen soll? Blamiere ich mich, wenn ich mich ständig verhasple? Rhetorikexpertin Doris Gasser, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Moderation, hat mit diesem Phänomen ständig zu tun. Sie betont, wie wichtig es ist sich klar zu machen, dass Nervosität etwas Normales und vollkommen Natürliches sei: “Ich versuche sehr stark es aus dieser Ecke rauszuholen, dass es krankhaft ist […]. In dem Moment wo ich mir bewusst mache ‘es haben alle’, habe ich schon mal eine relativ gute Möglichkeit das in einen gesunden Bereich zu heben.”
„Und wenn ich aber sage: ich bin sicher und ich hab’ was zu sagen und ich bin selbstbewusst, dann stehe ich anders, […] dann hab ich auch Kraft. Das kann ich imitieren.“
Doris Gasser, Rhetorikexpertin
In der Praxis merkt Doris Gasser jedoch, wie gut und schnell körperliche Übungen Blockaden lösen und zu mehr Gelassenheit führen können: “Das erste was ich tun muss, ist, ich muss mich aufrichten, kraftvoll hinstellen auf beide Füße […]. Vielleicht mach ich auch mal beide Arme hoch […]. Ich kann das regelmäßig üben. Wenn ich das Vertrauen dazu kriege, dass es funktioniert, dann geht es natürlich noch viel schneller.“ Die Devise dabei: groß machen und Präsenz zeigen, meint auch die Rhetorikexpertin: „Und wenn ich aber sage: ich bin sicher und ich hab was zu sagen und ich bin selbstbewusst, dann stehe ich anders, (…) dann hab ich auch Kraft. Das kann ich imitieren“
Mit der richtigen Intention gegen die Prüfungsangst
Viele kennen auch die Befürchtung etwas nicht richtig zu machen. Laut der Pisa Studie 2018 haben 40 Prozent der Schüler*innen Angst zu versagen. Oft kommt dieses Gefühl bei der ersten Prüfung und manche leiden lebenslang an “Prüfungsangst”. Diese kann schlecht durch mehr Lernaufwand oder mehr Vorbereitung gemindert werden. Das zeigt sich gut am Beispiel des Bewerbungsgesprächs. Doch wie kann man mit so einer Nervosität umgehen? Nach Doris Gasser ist Musik, mit der wir etwas Positives verbinden, eine sehr nützliche Möglichkeit, sich in einen positiven Zustand zu bringen und einen klaren Kopf zu bewahren.
“Ich könnte mir eine Musik einlegen vor der Prüfung oder Präsentation. Dann kann ich mir ganz bewusst diesen anderen Zustand verschaffen. Je öfter ich das mache desto schneller.”
Doris Gasser, Rhetorikexpertin
Die Expertin betont auch hier, dass die innere Einstellung der Weg zur Ruhe ist. Oft hilft es, sich selber keinen Druck mehr zu machen. Ein besseres und realistisches Zeitmanagement oder Arbeitspläne können den Leistungsdruck einschränken. Auch das Eingestehen von Fehlern, und dass diese ein vollkommen normaler Prozess im Leben sind, helfen dabei. Allerdings ist Nervosität auch hier nicht unbedingt etwas Schlechtes. Laut der “testzentrale” ist leichte Nervosität hilfreich dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Nutze die Energie!
Nervosität kann nicht nur für die Konzentration hilfreich sein. Ein wenig Nervosität verhilft zu mehr Effektivität, weil man sich besser auf einen Punkt konzentrieren kann. Deshalb wirkt sich ein bestimmtes Maß, mit dem die Person individuell umgehen kann, positiv auf (Sport-)Wettbewerbe aus. Denn nach Doris Gasser bewirkt die Nervosität, dass unser Herzschlag schneller wird und wir mehr Sauerstoff bekommen. Somit können wir uns besser konzentrieren.
Es ist also eine persönliche Einstellungssache wie man ein Ereignis aufnimmt und verarbeitet. Nach einer Stressstudie der Technischen Krankenkasse 2016, leiden Menschen mit einer hohen psychischen Widerstandsfähigkeit, sogenannter Resilienz, weniger an Nervosität. Es handelt sich also auch hier um eine reine Kopfsache. Es ist wichtig seiner eigenen Nervosität zu begegnen und nicht gegen sie anzukämpfen. Wer gelernt hat, mir ihr umzugehen, wird auch zukünftig resilienter gegenüber seinen eigenen Bedenken sein.