Corona und Einzelhandel
Hilfe per Gutschein
Das Corona-Virus hat das gesellschaftliche Leben lahm gelegt. Restaurants und Geschäfte sind geschlossen, Bühnen und Leinwände bleiben dunkel. Kleinunternehmer*innen und Ladenbesitzer*innen bringt das an den Rand ihrer Existenz. Die Plattform helfen.muenchen will mit Gutscheinen gegensteuern.
Irgendwann, wenn der Ausnahmezustand Corona vorbei ist, wird hoffentlich die Sonne scheinen. Die Menschen werden wieder an die Isar strömen, sich im Englischen Garten tummeln und die Gehwege vor Bars und Cafés belagern. Und dann müssen wir hoffen, dass das Lieblingscafé um die Ecke noch da ist – und das freie Theater im Viertel oder der alte Plattenladen. Denn die Epidemie trifft kleine Unternehmen häufig besonders hart.
Der Sommer nach Corona
Lokale Läden und Geschäfte haben meistens keine großen Rücklagen und brauchen deshalb schnelle und unkomplizierte finanzielle Hilfe. Für einige junge Unternehmer*innen war klar, sie wollen helfen – deswegen haben sie helfen.muenchen ins Leben gerufen. Auf der gemeinnützigen Website kann man für über 60 Läden und Kleinunternehmen im Einzelhandel Gutscheine kaufen, um sie zu unterstützen. Das Geld geht zu 100 Prozent an die betroffenen Geschäfte. Nach der Krise können die Gutscheine dann bei dem jeweiligen Laden eingelöst werden. Oder man löst ihn nicht ein und betrachtet ihn als Spende. “Eine Frage, die wir uns oft gestellt haben, war: Wie können wir dafür sorgen, dass der erste Sommer nach Corona genauso schön wird wie der letzte Sommer vor Corona?”, erzählt Jonas Ils, einer der Initiator*innen der Plattform.
Die Initiator*innen lernten sich ursprünglich am Gründerzentrum der Technischen Universität München kennen. Für helfen.muenchen haben sie sich zunächst mit anderen Gutschein-Projekten in Berlin und Köln ausgetauscht und so ihr Konzept entwickelt. Seit dem 27. März ist die Website online. Unter anderem die Inhaber*innen eines Friseur-Salons und eines Theaters erhoffen sich Hilfe von dem Gutschein-Prinzip.
Kund*innen fehlen, Miete bleibt
Christian Suri, Inhaber von Vanitas-Hair, blickt mit Sorge in die Zukunft, vor allem die hohe Ladenmiete in München ist für ihn ein Problem. Die staatliche Unterstützung hilft ihm zwar kurzfristig, langfristig wird sich seine finanzielle Lage jedoch verschärfen: Denn trotz seines derzeitigen Verdienstausfalls wird er in Zukunft die anfallenden Fixkosten für seinen Laden aufbringen und gleichzeitig ausgesetzte Mieten oder Kredite zurückzahlen müssen. Die Idee von helfen.muenchen findet er gut, denn gerade seine Stammkunden können ihn so auch in der Corona-Krise unterstützen. Sind doch gerade für einen Friseurbetrieb, bei dem enger Kundenkontakt notwendig ist, alternative Geschäftsmodelle nur schwierig umzusetzen.
Bereits vor Corona hatte es das Theater… und so fort nicht leicht. Wegen eines Wasser-Asbest-Schadens war das freie Theater lange geschlossen, nach dem Umzug ging es Anfang 2020 nun endlich bergauf. Aber jetzt gibt es keine Einnahmen mehr, erzählt der Leiter des Theaters, Heiko Dietz. Von vielen größeren Theatern bekäme man mit, dass sie ein Online-Programm auf die Beine stellen würden. Doch “jetzt aus dem Stand etwas in den Äther zu schießen, braucht Vorarbeit, wir sind da nicht vorbereitet, sofort was online zu stellen”, sagt Dietz. Deshalb verkauft er Gutscheine für zukünftige Theateraufführungen.