Schönheitsoperationen
Wer schön sein will muss operieren
Die Wangen etwas rosiger, die Augenbrauen liften und die Haut ein bisschen reiner und glatter wirken lassen. Snapchat, Instagram und Co. bieten schon seit langem für jedes Schönheitsproblem den passenden Filter an. Auch in der Realität streben Menschen immer mehr nach vermeindlicher Perfektion.
Steigende Zahlen der ästhetisch-plastischen Eingriffe
Seit Jahren steigt die Zahl kosmetischer Eingriffe. 2019 gab es laut einer Mitgliederbefragung der Vereinigung der deutschen ästhetisch-plastischen Chirurgie (VDÄPC) 7,5 Prozent mehr Eingriffe. Dabei steht anscheinend nicht nur der Wunsch nach Selbstoptimierung, sondern auch der nach einer Perfektionierung der Körperform im Vordergrund. Prof. Dr. med. Dennis von Heimburg, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Präsident der VDÄPC, sagt: „Bei der kleinsten Unebenheit entsteht auch bei schlanken Frauen der Wunsch nach einer Korrektur“. Das sieht er besonders in den steigenden Zahlen der Fettabsaugungen, die mit ganzen 85 Prozent mehr als im Vorjahr auf den dritten Platz der häufigsten Schönheitsoperationen klettern.
Minimalinvasive Eingriffe
Die ersten beiden Plätze belegen aber immer noch minimalinvasive Verfahren. Damit werden in der ästhetischen Medizin die Eingriffe bezeichnet, die nur zu einer minimalen Verletzung des Gewebes führen. Anja Ingendorf, die bei den Fachzentren für ästhetische Hautbehandlungen Dermedis tätig ist, bestätigt im M94.5-Interview, dass besonders Hyaluron-Unterspritzungen und Microneedeling als minimalinvasive kosmetische Eingriffe immer gefragter werden. Sie sieht den Grund dafür besonders in den unrealistischen Vorbildern, die auf Social Media Plattformen präsentiert werden und denen die Menschen nacheifern wollen. Sie berichtet, dass immer häufiger Kunden vorbeikommen, die als Vorlage bearbeitete Fotos und Selfies mitbringen. Dabei ist dieses Phänomen des „Selfiebooms“, meistens von unrealistischen Vorbildern getrieben, die in der Realität nicht so umsetzbar sind.
Klare Generationsunterschiede
Laut Anja Ingendorf lässt sich auch ein ganz deutlicher Unterschied zwischen den Altersgruppen feststellen. Die Wünsche der weiblichen Patientinnen sind je nach Alter ganz unterschiedlich. Bei jüngeren Frauen sind Schönheitsoperationen viel eher gefragt als bei älteren, die eher minimalinvasive Behandlungen vorziehen, um Falten und abgesunkenen Hautpartien entgegenzuwirken.
Anja Ingendorf geht davon aus, dass vor allem junge Frauen immer häufiger an Schönheitsoperationen interessiert sind, weil Instagram auf diese Altersgruppe einen sehr großen Einfluss hat. Durch die Bearbeitung von Selfies und verschönernden Filtern verändert sich so das Schönheitsideal. Bei Chirurgen werden teilweise sogar Selfies als Vorlage für gewünschte Eingriffe vorgelegt. Junge Patientinnen haben durch den Konsum von stark bearbeiteten Bildern bei Instagram deshalb oft eine sehr genaue Vorstellung davon, wie sie gerne aussehen möchten. Auffällig ist auch, dass viele junge Frauen eine Sucht nach kosmetischen Eingriffen entwickeln. Viele fangen mit Behandlungen für längere Wimpern und schönere Augenbrauen an. Wenn das nicht mehr genug ist, ist der nächste Schritt oft schon der Eingriff per Botox-Spritze. Die oft verfrühte Behandlung mit Botox kann aber im Alter zu Problemen führen, wie Anja Ingendorf beschreibt: „Einerseits geht die Mimik verloren, ein Lächeln oder ein verärgerter Gesichtsausdruck können nach vermehrter Behandlung kaum noch wahrgenommen werden. Andererseits verändert sich die Haut selbst auch und wird mit der Zeit immer dicker“.
Zu beobachten ist laut Anja Ingendorf auch, dass ältere Frauen hingegen eher nach einem gepflegteren Äußeren streben anstatt einer Veränderung des Aussehens, wenn sie sich für eine kosmetische Behandlung entscheiden. Das könnte vor allem daran liegen, dass bei dieser Altersgruppe im Laufe der Jahre schon mehr Selbstreflexion stattgefunden hat. Wenn im Alter die Hautpartien nicht mehr so prall und glatt sind wie früher, kann man auch mit kleineren Eingriffen ganz viel erreichen, ohne zum Skalpell zu greifen.
Auch Männer streben nach “Verbesserungen”
Aber nicht nur Frauen wünschen sich ein verbessertes Aussehen. Anja Ingendorf bemerkt auch, dass sich immer mehr Männer für kosmetische Eingriffe entscheiden: „Viele junge Männer stehen auch unter einem ganz starken Druck und wollen dem Idealbild entsprechen“. Auch die Statistik der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen zeigt einen deutlichen Anstieg. Obwohl sich Frauen im Jahr 2018 etwa sechsmal häufiger für einen ästhetischen Eingriff entschieden haben als Männer, war das Wachstum bei Männern enorm. 2018 hat sich die Zahl der Eingriffe im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Im Jahr 2019 stieg vor allem die Zahl der minimalinvasiven Behandlungen bei Männern laut der VDÄPC-Statistik deutlich an: um rund 9 Prozent. Laut Prof. von Heimburg, dem Präsidenten der VDÄPC, empfinden mittlerweile auch Männer, die mitten im Berufsleben stehen, ein frisches verjüngtes Aussehen als großen Gewinn.