Hausverbot wegen eines Banners
Der FC Bayern im Zwiespalt mit seinen Fans
Das Verhältnis zwischen dem FC Bayern und seiner Fankurve ist gespalten. Zum einen geraten beide Seiten immer wieder in Streit, ob nun über Sponsoring aus Katar oder zuletzt wegen der Banner gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Andererseits feiern Offizielle zusammen mit der Kurve den 120. Geburtstag des Vereins. Genauso arbeiten beide Seiten aktuell in der Coronakrise zusammen. Doch ein Hausverbot gegen einen Fan droht das Verhältnis jetzt abermals ins Wanken zu bringen.
Ein Montagabend im Stadtteil Giesing, lange vor der Coronakrise – im Stadion an der Grünwalder Straße brennt das Flutlicht. Die zweite Mannschaft des FC Bayern, die sogenannten “Bayern Amateure” treffen in der Dritten Liga auf den Halleschen FC. Doch es ist kein normales Spiel. Die Gästefans aus Halle sind aus Protest gegen das Montagsspiel überwiegend zuhause geblieben. Und auch auf der Gegentribüne, wo die Fans der “Amateure” stehen, ist es ziemlich ruhig. Zwar sind dort wenige hundert Fans, sie schweigen aber aus Protest mehrere Minuten lang. Einige von ihnen bringen ihren Protest aber auch visuell zum Ausdruck – und zwar mit einem Banner. “Bayern-Amateure gegen Montagsspiele” ist darauf zu lesen.
Gut fünf Wochen später berichtet die Fangruppe “Munich´s Red Pride” von einem Hausverbot für eines ihrer Mitglieder, das an dem Banner beteiligt gewesen sein soll. Die FC Bayern München AG untersagt der Person, Heimspiele des FC Bayern zu besuchen. Dies gilt sowohl für das Stadion an der Grünwalder Straße als auch für die Allianz Arena, das Trainingsgelände an der Säbener Straße und den FC Bayern Campus an der Ingolstädter Straße.
Konkret wird dem Fan vorgeworfen, das Banner ins Stadion gebracht zu haben, obwohl es nicht genehmigt wurde. Der Club Nr. 12, der Dachverband der Bayern-Fanszene, betont jedoch, dies sei bereits seit Jahren sowohl bei den Spielen der Profimannschaft in der Allianz Arena als auch bei den Spielen der “Amateure” gängige Praxis. Deshalb habe es bislang auch noch nie Probleme gegeben.
Was Katar mit der Sache zu tun hat
Sowohl “Munich´s Red Pride” als auch der Club Nr. 12 vermuten daher, dass das Hausverbot eigentlich einen anderen Hintergrund hat. Regelmäßig kritisiert die Fangruppierung die Vereinsführung, vor allem wegen der Zusammenarbeit mit dem Emirat Katar. Dessen staatliche Fluggesellschaft “Qatar Airways” ist einer der größten Sponsoren des Bundesligisten. Der FC Bayern reist außerdem seit 2011 jährlich für ihr Wintertrainingslager in das Land. Dabei steht Katar häufig wegen seinem Umgang mit Menschenrechten in der Kritik, auch im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2022.
Anfang des Jahres organisierten “Munich´s Red Pride” und Club Nr. 12 eine Podiumsdiskussion mit dem Titel “Katar, Menschenrechte und der FC Bayern – Hand auf, Mund zu?”. Mit dabei auch zwei Mitglieder eines Netzwerkes von nepalesischen Gastarbeitern, die in Katar arbeiten. Ein Stuhl, der für einen Vereinsvertreter vorgesehen war, blieb hingegen leer.
Mehr zur Podiumsdiskussion hier.
In ihrer Stellungnahme kritisierten “Munichs Red Pride” dabei vor allem, dass das Hausverbot einen der Redner der Podiumsdiskussion trifft. Die Teilnehmer sehen darin einen bewussten Ausschluss und werfen dem Verein vor, damit die freie Meinungsäußerung einzuschränken.
Wie es rechtlich aussieht
Der betroffene Fan hat sich inzwischen einen Anwalt genommen. Dr. Andreas Hüttl beschäftigt sich bereits seit 1999 mit Verfahren im Zusammenhang mit Fußball und hat dort schon einiges erlebt.
Seinen aktuellen Fall sieht der Anwalt jedoch als ähnlich kurios – noch nie gab es Hausverbot für ein Banner mit der Aufschrift “Bayern-Amateure gegen Montagsspiele”.
Doch unabhängig von der Aussage auf dem Banner oder der Tatsache, ob der betroffene Fan es tatsächlich ins Stadion gebracht und dort aufgehängt hat, sieht Dr. Hüttl den FC Bayern im Unrecht.
Da der FC Bayern für das Grünwalder Stadion keine eigenen Regelungen aufgestellt hat und es auch bislang aktzeptiert hat, dass Fans Banner ohne Genehmigung im Stadion zeigen, sieht der Anwalt das Hausverbot als ungerechtfertigt. Zudem stellt er in Frage, warum genau seinem Mandanten das Verbot erteilt wurde, obwohl auch andere Fans daran beteiligt waren, das Banner aufzuhängen.
Dazu führt Dr. Hüttl einen weiteren Punkt an: Im Schreiben der FC Bayern München AG spricht diese auch ein Hausverbot für den FC Bayern Campus, das Jugendzentrum des Vereins, aus. Dieses gehört jedoch nicht der AG, sondern dem Verein – ein rechtlicher Unterschied. Und ohne eine entsprechende Vollmacht, die nicht vorliege, sieht Dr. Hüttl die AG nicht dazu berechtigt, für den Campus ein Hausverbot auszusprechen.
Eine häufige Frage bei Stadion- und Hausverboten ist auch, wie die Vereine an die Personalien der Betroffenen kommen. Auch in diesem Fall sieht der Fananwalt ein Problem.
Der FC Bayern schweigt
Die schriftliche Anfrage an den FC Bayern, um sich zu dem Hausverbot und den damit einhergehenden Umständen zu äußern, blieb ohne Antwort. Auch anderen Medien gegenüber hat sich der Fußballclub dazu bisher nicht geäußert.
Disclaimer: Der Autor ist selbst Mitglied des FC Bayern München e.V., besucht regelmäßig Spiele der “Bayern Amateure” und steht dort bei den aktiven Fans, so auch beim Spiel gegen den Halleschen FC. Den vom Hausverbot betroffenen Fan kennt er jedoch nicht persönlich.