Warum ist Strom so teuer?

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Was auf den ersten Blick nur eine nervige Rechnung ist, ist in Wirklichkeit ein hochkomplexes Konstrukt.

Egal ob Smartphone, Kühlschrank oder einfach nur warmes Wasser: in unserem modernen Leben läuft nichts ohne Strom. Wer einmal bei Stromausfall versucht hat im Licht der Taschenlampe ein Buch zu lesen und dabei nervös auf den schrumpfenden Akku des Handys geschaut hat, der weiß, wie wichtig eine sichere Stromversorgung ist. Die ist nicht nur wichtig für den einzelnen Haushalt, die gesamte Gesellschaft hängt davon ab. Ampeln, Krankenhäuser und U-Bahnen – ohne Strom droht schnell Stillstand. Gleichzeitig ändern sich die Methoden der Stromproduktion. Weg vom Kohlestrom, hin zu Wind- und Solarenergie. Der Strompreis, den wir zahlen, ist deshalb nicht einfach nur durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Er setzt sich vielmehr aus mehreren Bestandteilen zusammen. 

Weitergabe von Kosten

Zum einen sind da die Kosten für die Strombeschaffung. Energieversorger verkaufen den produzierten Strom mit Gewinn an die Stromversorger – und die geben die Kosten natürlich weiter an die Verbraucher. Außerdem müssen die Versorger auch noch sogenannte Netznutzungsentgelte zahlen. Das ist quasi eine Miete dafür, dass Stromversorger ihren Strom durch die Netzte der Netzbetreiber zum Kunden leiten dürfen. Die Stromproduktion macht laut dem Vergleichsportal Verivox etwa 22 % des Strompreises aus, Netznutzungsentgelte etwa 24 %. 

Bis zum Dreifachstecker im WG-Zimmer nimmt der Strom einen weiten Weg.
Bild: M94.5

Den größten Anteil, mit etwa 54 %, bilden laut Verivox aber Steuern und Abgaben. Das sind unter anderem die Stromsteuer, diverse Umlagen und natürlich die Mehrwertsteuer. Die Stromsteuer und Mehrwertsteuer sind vermutlich noch am leichtesten nachzuvollziehen. Die Mehrwertsteuer wird schließlich auf fast alle Waren erhoben. Die Stromsteuer nach dem Stromsteuergesetz fällt immer dann an, wenn ein Endverbraucher Strom aus dem Netz entnimmt. Der Steuerschuldner, also derjenige, der die Steuer eigentlich zahlen muss, ist der Stromversorger. Der gibt diesen Preis aber wiederum an den Verbraucher weiter – und so erhöht sich der Strompreis. Ausnahmen gibt es für Strom, der ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammt.

Umlagen für die Energiewende

In eine ähnliche Richtung gehen auch die Umlagen. Da gibt es zum Beispiel die EEG-Umlage. Sie ist im Erneuerbare-Energien-Gesetz geregelt und dient der Finanzierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien in Deutschland. Ein ähnliches Ziel hat die Offshore-Netzumlage. Sie ist im Energiewirtschaftsgesetz geregelt und soll die Errichtung und die Anbindung von Windkraft-Anlagen in der Nord- und Ostsee bezahlen. Das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz enthält die KWKG-Umlage, sie dient, wie der Name verrät, der Förderung von Kraft-Wärme gekoppelten Kraftwerken. Die sind nämlich besonders effizient. Kurz gesagt: Umlagen sollen die Energiewende finanzieren. Die Energiewende ist mit enormen Investitionen verbunden und damit auch Risiken. Der Staat will Unternehmen auch deshalb unterstützen, damit die Klimaziele überhaupt erreicht werden können.

Der Strompreis setzt sich aus vielen einzelnen Elementen zusammen.
Quelle: obs/Verivox GmbH

Diese Umlagen muss aber nicht immer jeder zahlen. Insbesondere für Unternehmen, die viel Strom verbrauchen, gibt es laut Bundesnetzagentur in den einzelnen Gesetzen Ausnahmen. Sie sollen nicht übermäßig belastet werden, und im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig bleiben. Auch Schienenbahnen sind zum Beispiel ausgenommen. Der Grund: Der Betrieb von Straßenbahnen und Co. soll nicht zu teuer werden. Im Zuge der Energiewende und dem Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung ist es ja gerade gewünscht, dass mehr Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. 

Nur Kosten für den kleinen Mann?

Aber genau diese Regelungen stehen auch immer wieder in der Kritik. Schließlich, so heißt es von Seiten der Verbraucherschützer, werden die Kosten der Energiewende auf den kleinen Mann umgewälzt. Und der zahlt. Insgesamt wird Strom immer teurer. In den letzten 15 Jahren ist der Strompreis in Deutschland im Durchschnitt um ca. 66 % gestiegen. Das liegt auch an den gestiegenen Abgaben. Eine dreiköpfige Familie zahlt etwa 1200 Euro im Jahr. Wie viel genau, ist aber abhängig von Wohnort und Vertrag. Aber egal, wie hoch die Stromrechnung bei euch das nächste Mal ist: Der Strompreis, den ihr zahlt ist nicht nur ein Preis, er ist Politik.