Wetterfühligkeit

Der Kampf mit dem Wetter

/ / Bild: Shutterstock.com

Die ersten warmen sonnigen Tage haben uns bereits einen Vorgeschmack auf den Frühling verschafft. Doch morgen soll es wieder winterlich werden. Kühle Temperaturen, Wind und Regen sind vorhergesagt. Manchen Menschen bereitet diese meteorologische Achterbahnfahrt Kopfschmerzen – und das wortwörtlich.

Jeder Mensch reagiert auf das Wetter: Wenn es heiß ist, schwitzen wir. Liegen wir zu lange in der Sonne, bekommen wir einen Sonnenbrand. Und wenn es draußen dauerhaft grau und nass ist, werden wir ganz müde und träge. Das sind normale Reaktionen unseres Körpers auf äußere Einflüsse wie Temperatur und UV-Strahlung.

“Jeder gesunde Mensch ist wetterreagierend und das rund um die Uhr.”

Prof. Andreas Matzarakis, Meteorologe Deutscher Wetterdienst in der Apotheken Umschau

Wetterfühligkeit: Mehr als Kopfschmerzen?

Manche Menschen haben allerdings noch mehr mit dem Wetter zu kämpfen. Sie sind wetterfühlig und leiden vor allem bei schnellen Wetterwechseln unter Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schlafstörungen oder gar Schwindel. Das liegt daran, dass unser vegetatives Nervensystem sehr anfällig auf Wetterumschwünge reagiert.

Das vegetative Nervensystem dient zur Aufrechterhaltung der inneren Balance. Wird es durch Stress, eine hektische Lebensweise oder Umweltbelastungen gestört, kann es aus dem Gleichgewicht geraten. Einige Menschen reagieren dann verstärkt auf Wetterumschwünge. Das kann sowohl bei Wechseln zwischen warm und kalt passieren als auch bei Föhn. Professor Andreas Matzarakis, Leiter des Zentrums für Medizin-meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdiensts in Freiburg grenzt das allerdings ein: 

„Die Wetterfühligkeit, das ist eine große Palette von Beschwerden, die nicht unbedingt mit dem Wetter zusammenhängen müssen. Aber das Wetter führt dazu, dass diese Beschwerden das Glas zum Überlaufen bringen.“

Prof. Andreas Matzarakis, Meteorologe Deutscher Wetterdienst im BR

Die Witterung ist dabei nur einer von vielen Faktoren, die das persönliche Wohlbefinden beeinflussen. Weitere Faktoren sind beispielsweise Lärm und Luftverschmutzung. 

Unterschied: wetterfühlig oder wetterempfindlich?

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen wetterfühligen und wetterempfindlichen Menschen. Wetterfühlige bekommen bei Temperaturumschwüngen Befindlichkeitsstörungen wie Kopfschmerzen. Wetterempfindliche Menschen hingegen leiden bereits unter chronischen Erkrankungen wie Migräne, Asthma oder Herz-Kreislauf Problemen. Bei ihnen verschlimmern sich bereits bestehende Symptome. 

Der Nachweis von Wetterfühligkeit ist schwierig…

Mehr als die Hälfte der Deutschen bezeichnet sich als wetterfühlig. Betroffene haben vor allem im Frühling und Herbst zu kämpfen, denn da schwanken die Temperaturen besonders stark.

Obwohl so viele Menschen über Wetterfühligkeit klagen, ist die wissenschaftliche Faktenlage dazu recht dünn. Welchen Einfluss das Wetter wirklich hat, ist schwer zu erforschen. Das liegt unter anderem daran, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt viele unterschiedliche Wettervariablen gibt – darunter Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchte. Diese Variablen ändern sich bei einem Wetterumschwung oft gleichzeitig, was eine schwierige Situation für Labortests darstellt.

… trotzdem ist Wetterfühligkeit keine Einbildung

Zumindest ein Zusammenhang zwischen Wetterumschwüngen und Kopfschmerzen ist wissenschaftlich belegt. Studien zeigen, dass Druckwechsel im Gehirn Durchblutungsstörungen verursachen können. Diese lösen wiederum häufig Kopfschmerzen aus. Auch Rezeptoren in der Halsschlagader melden Veränderungen von Temperatur und Luftdruck an unser Gehirn. Diese Signale benötigt das Gehirn, um Herzfrequenz und Blutdruck regulieren zu können. Der moderne Mensch könne das nicht mehr so gut, sagt Prof. Angela Schuh, Leiterin der medizinischen Klimatologie der LMU München: 

“Wir verbringen viel zu viel Zeit drinnen. Der menschliche Körper hat es verlernt, sich an Wetterreize anzupassen.”

Prof. Angela Schuh, Medizinische Klimatologie LMU München, BR

5 Tipps gegen Wetter-Kopfweh

Dem Wetter aus dem Weg zu gehen, ist unmöglich. Experten raten sogar zum Gegenteil: Es ist sinnvoll, sich dem Wetter zu stellen. Der Körper muss sich an Wetterwechsel gewöhnen. Wir haben für euch fünf Tipps, um wetterbedingten Kopfschmerzen vorzubeugen.

#1 Outdoor-Sport: Ob beim Joggen, Radfahren oder einfach nur Spazieren gehen. Wer bei Wind und Wetter draußen aktiv ist, verbessert so seine Anpassungsfähigkeit und hält den Kreislauf in Schwung. (Hilft auch bei

#2 Temperaturwechseltraining: Regelmäßige Wechselduschen zum Beispiel trainieren das Immunsystem und lindern so wetterbedingte Kopfschmerzen.

#3 Weniger Genussmittel: Oft sind Alkohol und Nikotin Mitauslöser von Kopfschmerzen.

#4 Viel Trinken: Klingt einfach, ist aber super effektiv. Melissentee, grüner Tee oder auch mal eine Tasse Kaffee mit Zitronensaft gelten als Hausmittel gegen Wetterfühligkeit.

#5 Richtige Kleiderwahl: Man sollte sich so kleiden, dass man sich leicht kühl fühlt, aber nicht friert. So wird die Temperaturregulation des Körpers trainiert und abgehärtet.