M94.5 Filmkritik

Für Sama

/ / Waad Al-Kateab filmt

Waad Al-Kateab ist Anfang Zwanzig, als sie beginnt, die Studentenaufstände in Aleppo zu filmen. Auf einzigartige Weise zeigt sie über Jahre hinweg die zunehmende Eskalation des Kriegs um Aleppo, aber auch wie ihr Leben in der Hölle der Bomben weitergeht – wie sie heiratet und eine Tochter bekommt. Für sie hält Al-Kateab alles fest, für Sama.

Mit Kleinkind im Kriegsgebiet

Gleich die erste Szene des Films setzt die Stimmung, die sich durch die gesamte Dokumentation ziehen wird: Al-Kateab filmt im Krankenhaus, in dem sie und ihr Mann, ein Arzt, mittlerweile leben. Eine Bombe trifft die Außenmauer, Fenster werden eingedrückt, Staub steigt auf. In Panik rennen alle Richtung Keller, nur Al-Kateab rennt in die andere Richtung, fragt jeden nach ihrer Tochter und ruft nach ihr. Aber Sama ist nicht im Zimmer der Familie. Voller Panik rennt Al-Kateab zurück, um Sama schließlich im Keller zu finden. Sie liegt gemütlich bei ihrem Vater und trinkt aus der Flasche, während der Klang weiterer Bombeneinschläge zu hören ist.

Sama auf Trümmern. © Filmperlen

Sama zieht sich wie ein Hoffnungsstrahl durch diesen Film von der Hölle des syrischen Bürgerkriegs. Samas erstes Lebensjahr ist auch das letzte Jahr der Belagerung von Aleppo. Um sie her werden immer mehr, immer schwerer Verletzte in das Krankenhaus gebracht, das irgendwann das einzige von ganz Aleppo ist. Diese Bilder des Schreckens werden unterbrochen von Samas kindlicher Freude. Sie bringt Ruhe und Glück zwischen die kaum ertragbaren Szenen von Leid. Sama lässt ihre Mutter, die Krankenhausbelegschaft und das Publikum durchhalten.

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Mehr Informationen
Trailer zur Oscar-nominierten Doku Für Sama.

Vielfach Ausgezeichnet

Waad Al-Kateab filmt mit Leidenschaft und Verzweiflung. Ihr Blick aus dem Inneren eines Kriegsgebiets heraus ist einzigartig intim. Als Frau und Mutter gibt sie unpersönlichen Nachrichtenmeldungen Gesichter und Geschichten. Sie hält den verzweifelten Kampf um Freiheit vieler fest, der am Ende allein aus der Weigerung besteht, ihre Heimat zu verlassen. Al-Kateab sieht hin und lässt die Welt sehen, was Alltag unter Bomben bedeutet. Wie Menschen um ihr Leben ringen und um ihre Angehörigen trauern. Für Sama wurde mit dem BAFTA und in Cannes als bester Dokumentarfilm 2019 ausgezeichnet – und das völlig zu Recht.

“Für Sama” ist ab 05. März 2020 in den deutschen Kinos zu sehen.