Platte des Monats: März 2020
Royce Da 5’9” – The Allegory
Royce Da 5’9” ist eine echter Veteran in der Welt des Hip-Hop. Spätestens mit “Book of Ryan” hat er gezeigt, dass er immer noch nichts von seinem Können verloren hat. Jetzt hat der 42-Jährige mit “The Allegory” ein bemerkenswertes Album rausgebracht.
Nie zu alt zum lernen
Royce Da 5’9”, bürgerlich Ryan Montgomery, beschäftigt sich erst seit ein paar Jahren mit Beatproduktion, hat aber auf diesem Projekt alles selbst arrangiert. Und das kann sich hören lassen: Er präsentiert uns Vielseitigkeit, Oldschool Beats, Gospel Interludes und überraschende Beatswitches. Da hat er sicher was gelernt von seiner früheren Zusammenarbeit mit DJ Premier.
Keine Allegorien, weil die Realität sie nicht braucht
Das Album zeigt auch, dass Royce Da 5’9” noch etwas zu sagen hat. “Book of Ryan” war ein sehr persönliches Album. Der Rapper aus Detroit hat sich emotional offenbart und geöffnet. In einem Interview mit der Metro Times erklärtee er, er hätte danach nichts mehr zu sagen.
Für einen Rapper, der nichts mehr zu sagen hat, steckt in dem Album ganz schön harte Kost. Immer gerahmt von Interludes, die den andauernden Kampf um Emanzipierung der schwarzen Bevölkerung in den USA thematisieren, erzählen die Songs konkrete Geschichten aus dem Alltag. Es geht hier um Repräsentation wie in “Perspective” oder kulturelle Ignoranz wie in “Ice Cream”. Hier wird Alltag dargestellt, lebhaft, glaubhaft, und narrativ. Für Allegorien ist hier kein Platz.
Subconscious conscious Rap?
“This is the first album that has ever happened to me”, fährt er im Interview mit der Metro Times fort. Dafür, dass er anscheinend mit wenig Konzept an das Album herangegangen ist, wirkt es sehr schlüssig und erzählt reflektiert und emotional. Der Rapper aus Detroit, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Eminem Anfang der 2000er bekannt wurde, kriegt Produktion, Flow, Storytelling, und Kommentar sehr elegant unter einen Hut. Auch die Tracks, mit vielen Features von großen Künstlern wie Vince Staples, T.I., Sy Ari Da Kid, DJ Premier und Graf, halten sich mit bloßer Hiphop-Angeberei zurück, und rücken soziale Themen in den Vordergrund.
Es ist ein politisches und kritisches Album, das aber nie predigend oder belehrend wirkt, sondern einfach gehört werden will, weil es etwas zu erzählen hat.