Angezockt!
Pine
Es waren einmal sieben junge holländische Entwickler mit einer Idee. Der Idee, viele große Spiele-Franchises in ein einziges Indie-Game zu packen. Das Action-Adventure Pine vom Entwicklerstudio Twirlbound will in der Welt der großen und erfolgreichen Games auffallen – aber funktioniert das?
Eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter war der Anfang: Exakt 121.480 Euro und somit weit mehr als das Ziel von 100.000 Euro haben die über 4.000 großzügigen Spender zusammengelegt. Pine, das im Oktober 2019 für den PC erschienen ist und jetzt für die Nintendo Switch veröffentlich wurde, konnten Fans bereits im Indie-Arena-Booth der Gamescom anzocken. Auch die Entwickler standen Rede und Antwort – und nannten die Dark Souls-Reihe als Vorbild sowie das The Elder Scrolls-Franchise und die Legend of Zelda-Spiele als weitere Inspirationsquellen.
Für alle, die Breath of the Wild bereits durchgezockt haben
Der Spieler steuert den Schwert-schwingenden Hue, einen Menschenjungen, dessen Dorf hoch auf einem Felsen angesiedelt ist. Nach einem Erdbeben mit fatalen Folgen für viele Dorfbewohner ist es die Aufgabe des Spielers, den Heimatfelsen zu verlassen – und in den Weiten der Open World des Kontinent “Albamar” einen neuen Ort zu finden, an dem sich Hues Stamm niederlassen kann.
Fünf Tierstämme, rund 25 Dörfer und Siedlungen sowie zahlreiche wilde Tiere und Bewohner von Albamar bieten eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Jeder Stamm kann jederzeit zum Verbündeten oder zum Feind werden. Ressourcen-Geschenke führen zu Freundschaft mit dem jeweiligen Stamm, während dies gleichzeitig andere Dörfer erzürnt und diese gegen den Spieler aufbringt. Die interaktive, sich autonom ständig weiterentwickelnde Welt von Pine ist ein absolutes Highlight des auf 20 Spielstunden angelegten Titels. Laut den Entwicklern kann man in Pine auch einfach stundenlang rumstehen und dabei zusehen, wie sich die diversen Dörfer und Stämme gegenseitig bekriegen und neue Freundschaften schließen.
Schön fürs Auge, schlecht im Handling
Ein wunderschöner Soundtrack, Sims-artige Dialoge und Dungeons voller Rätsel und geheimer Artefakte vervollständigen die Spielwelt. Auch grafisch macht das Spiel einiges her, die Comic-Grafik funktioniert weitestgehend. Dennoch: Gerade auf der Nintendo Switch hätte beispielsweise mehr Wert auf Kantenglättung und die Bewegung der Kamera gelegt werden sollen. Besonders in Kampfszenen bewegt sich diese gerne mal zu langsam oder zu schnell – hier helfen leider auch die wenigen Einstellungsmöglichkeiten im Menü nicht weiter.
Die Steuerung überfordert den Spieler zu Anfang, da die Tastenbelegung nicht geändert werden kann und einiges an Routine braucht. Das Kämpfen gegen die unzähligen NPCs ist daher teilweise lästig und unpräzise. Problematisch sind auch kleinere Bugs sowie diverse Cutscenes, die nicht einwandfrei abgespielt werden, laggen und so das Storytelling stören. Gerade zu Beginn von Pine wird im Spiel zwar sehr viel über die Welt, die Bewohner von Albamar und verschiedene Kleinigkeiten wie das Craftingsystem erklärt, jedoch nicht alles so verständlich wie nötig. Das verwirrt den Spieler, weil das Verbünden und Verfeinden von diversen Stämmen eine innovative und neue Idee ist, die man selbst als Erfahrener Videospieler in dieser Form vermutlich noch nicht erlebt hat.
Fazit: Auf nach Albamar!
Kleine Bugs, nicht ganz flüssige Zwischensequenzen und lange Ladezeiten werden von Pine durch definitiv vorhandene Sucht- und Genussfaktoren weitestgehend ausgeglichen. Einmal von Albamar in seinen Bann gezogen, will der Spieler alles über die Spielwelt und seine Bewohner wissen. Dennoch: ein paar Patches und Update wären schön, vielleicht sogar diverse DLCs, um einen smootheren und packenderen Spielfluss zu gewährleisten. Fans von Dark Souls, The Elder Scrolls, Legens of Zelda und auch Monster Hunter kommen dennoch auf ihre Kosten.
Pine kostet 20,99€ und gibt es für den PC und die Nintendo Switch. Wir haben das Spiel auf der Switch getestet und vom Entwicklerstudio Twirlbound zur Verfügung gestellt bekommen.