Organspende in den Weltreligionen
Nächstenliebe, Wiedergeburt und Karma.
Organspende soll Leben retten. Na, wenn das nicht Nächstenliebe ist. Und ist das nicht genau DAS Schlagwort für den christlichen Glauben? Wie stehen die fünf Weltreligionen zum Thema Organspende? Hier ein Einblick.
Den Organspenderausweis gibt’s schon lange, bisher aber nur in wenigen Geldbeuteln. Eine neue gesetzliche Grundlage für Organspende, soll das nun ändern. Vielleicht können wir bald schon online darüber entscheiden, was mit unseren Organen nach dem Tod passiert. Oder wir sind automatisch Organspender, wenn wir nicht unseren Widerspruch erklären. Es soll vor allem darum gehen, sich mit dem Thema und dieser großen Entscheidung mehr auseinanderzusetzen.
Christentum und Islam: Nächstenliebe
Das Christentum und der Islam stehen der Organspende völlig offen gegenüber. Denn in ihrem Sinne handle es sich bei der Organspende tatsächlich um einen Akt der Nächstenliebe und ein Zeichen von Mitgefühl. Papst Franziskus spricht von einem „Geschenk an den leidenden Herrn“, einer „Opfergabe“. Allerdings würde die Widerspruchsregelung diesen „Akt der Spende“ nehmen. Die Bischöfe sind deshalb auch gegen diesen Gesetzesentwurf.
Judentum: Wann ist der Mensch wirklich tot?
Im Judentum ist es nicht ganz so einfach. Besonders strenggläubige Juden lehnen eine Organentnahme ab, weil nach jüdischem Gesetz ein Mensch erst als Tod gilt, wenn sein Herz nicht mehr schlägt. Nach der deutschen Gesetzeslage wird ein Mensch nach einem sogenannten irreversiblem Hirnfunktionsausfall (Hirntod) für Tod erklärt, auch wenn die Herz-Kreislauf-Funktion noch aufrecht erhalten wird. Liberale Juden aber, sehen darüber hinweg, weil für sie die Rettung eines Menschenlebens an oberster Stelle steht.
Buddhismus und Hinduismus: Wiedergeburt und Karma
Sowohl im Buddhismus, als auch im Hinduismus gibt es kein Gesetz und keine Autorität, die vorschreibt wie zu handeln ist. Jeder Gläubige muss die Entscheidung zur Organspende selbst treffen. Im Buddhismus löst sich beim Tod die Einheit aus Körper und Seele endgültig. Allerdings kann der Sterbeprozess über den Hirntod hinaus gehen, eine Organspende würde den dann gegebenenfalls stören. Auf der anderen Seite gilt die Organspende als Akt des Mitgefühls und kann so einen positiven Einfluss auf das nächste Leben haben.
Ähnlich ist es beim Hinduismus. Der Spender kann sein Karma verbessern, indem er Leben rettet. Dass der Leichnam unversehrt bleibt, ist den Hindus jedoch sehr wichtig. Karoline Werber von der Initiative „Aufklärung Organspende“ beschreibt, dass sich die Einstellung des Vatikans gegenüber der Organspende gewandelt hat. Aus Organspende-Gegnern wurden schließlich Befürworter.