25 Jahre Compost Records
“Vinyl ist das ideale Format!”
3 Millionen: So viele Schallplatten werden jährlich in Deutschland verkauft. Der Platte immer treu geblieben ist Compost Records. Zum 25. Geburtstags des Münchner Labels haben wir mit dem Vinyl-Liebhaber und Label-Chef Michael Reinboth über Schallplatten und wo man sie am besten kaufen kann geredet.
Dein Label heißt ja Compost Records – trennst du deinen Müll?
Ja, auf jeden Fall! Ich glaube, wir haben sechs verschiedene Müllsorten. Und wir haben sogar diese komischen Plastik-Biobeutel abgeschafft.
Dein Label ist jetzt 25 Jahre alt. Ist es anstrengend so lange in der Musikbranche zu arbeiten?
Nein, ganz im Gegenteil. Es hält jung. Ich bin jetzt 59 und seit 1980 dabei. Ich gehe auch noch viel aus. Nein, das Ganze hält jung und frisch und macht vor allen Dingen Spaß.
Perfekter Übergang: Du hast schon als DJ, Musikjournalist und Labelchef gearbeitet, was macht dir am meisten Spaß?
Eigentlich die Kombination. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, geschrieben, aufgelegt, Partys gemacht… Die Beschäftigung war Musik rund um die Uhr und Spaß gemacht hat mir mal das eine, mal das andere.
Die LPs von deinem Label sind im Vergleich zu anderen relativ günstig mit Preisen zwischen 9,50 und 20 Euro. Rentiert sich das?
Im Laden sind die Platten natürlich teurer, weil dort immer immer noch eine vertriebliche Instanz dazwischen steht. Wenn wir sie beispielsweise über unsere Homepage oder Bandcamp direkt verkaufen, ist die Marge natürlich besser. So können wir die Platten billiger anbieten, und das bevorzugen wir auch.
In den letzten Jahren wurde Vinyl wieder immer beliebter, besonders bei uns jungen Menschen. Hat dein Label diesen Boom in den Verkaufszahlen gespürt? Oder hattet ihr eher Einbrüche durch die Streamingdienste?
Es wurde ganz stark in den Medien kolportiert, dass es einen Vinylboom gibt. Vor drei bis vier Jahren haben wir das leicht gemerkt, aber eigentlich ist das eine Blase gewesen. Wobei ich natürlich beistert bin, dass junge DJs tatsächlich mit Vinyl auflegen und an sich, dass es wieder da ist. Aber von dem, was gekauft wird, ist es ungefähr gleich geblieben. Wobei wir in unseren Anfängen vor 25 Jahren ungefähr das zehnfache an Vinyl verkauft haben.
Als Studentin muss ich auch persönlich sagen, dass 25 bis 30 Euro pro Platte schon sehr viel Geld ist.
Deswegen sollte man auch immer versuchen, bei den Bands über die Homepage oder Bandcamp selbst zu kaufen! Ich würde sagen, dass Vinyl das ideale Format ist. Sound, Haptik, Cover – alles ist toll. Aber auch Streams sind nicht schlecht, denn die sind kostenlos bis billig. Wenn ich die Musik unbedingt haben will, dann kaufe ich mir die Vinyls. Diese beiden Medien finde ich genial.
Vielen Dank für den Tipp! Compost Records“ bringt größtenteils Lounge, Trip-Hop, Jazz und Downbeat Alben heraus. Begrenzt du dich hier aktiv auf ein Genre oder bist du auch immer offen für andere Stilrichtungen?
Das stimmt so eigentlich nicht, denn wir haben auch ganz viel House, Techno und Electronica. Wir werden immer so ein bisschen als Lounge- oder Downbeat-Label abgestempelt, denn vor allen Dingen hatten wir in den frühen Jahren viel aus dieser Richtung. Aber das alles ist trotzdem sehr musikalisch und nicht diese “Kaffeehausmusik”. Insofern sind wir ein sehr offenes, vielfältiges Label. In den 90ern hatten wir dieses Lounge-Image, aber das ist heute definitiv nicht mehr der Fall.
Gibt es einen Release von „Compost Records“ in nächster Zeit auf den du dich besonders freust?
Ganz aktuell ist das die “25 Jahre Compost Records”-Box: 10 Vinyls mit 42 neuen Remixen von Compost-Klassikern, teilweise von ganz bekannten DJs und Produzenten. Mit dabei sind noch zwei persönliche Mixtapes, ein Jutebeutel, ein Logopen, ein Metall-Pin und ein Sticker-Pack.