Platte des Monats: Mai 2019
Fat White Family – Serfs Up
Berglandschaft, ein See, Kühe die im Morgenlicht auf grünen Wiesen in Ruhe vor sich hin grasen. Von dem melancholischen Albumcover, das gut von Bob Ross hätte sein können, sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn die Londoner Band Fat White Family wird eher mit Sex, Drugs und Rock’n’Roll assoziiert, als mit der Idylle der Natur.
Am 19. April ist ihr drittes Album „Serfs Up“ erschienen, das sich von den ersten beiden Alben „Champagne Holocaust“ (2013) und „Songs for our Mothers“ (2016) glücklicherweise unterscheidet.
Bobbys Boyfriend is a Prostitute
Früher sind die Briten um Sänger Lias Saoudi und Gitarrist Saul Adamczewski mehr durch Postpunk und Garagerock aufgefallen. Das ist jetzt anders. Fat White Family haben ihren musikalischen Horizont erweitert. Elektrobeats, gregorianische Choräle und tanzbare Arrangements aus Streichern und Synthesizern prägen jetzt die Klangfarbe. Diese geradezu elegante Auftreten zeigt sich besonders gut in „Tastes Good with the Money“, ein Song in dem Baxter Dury einen Monolog zum drohenden Weltuntergang hält.
Vagina Dentata
The Fat White Family ist bekannt für ihre oft politisch unkorrekten Songtexte (oft mit Nazivergleichen) sie bestehen aber darauf, dass sie eine linksextreme Band sind. Für die Lyrics des neuen Albums ist der Song Vagina Dentata bezeichnend. Der Begriff ist ursprünglich von Sigmund Freud geprägt worden und bezeichnet die männliche Kastrationsangst. Der Begriff steht sinnbildlich für den abgewrackten Mann, um den es auf „Serfs Up“ immer wieder geht. Im Gegensatz dazu steht die geradezu entspannte Musik des Songs. Lounge Rock mit eleganter Saxophon-Begleitung und smoothen Gitarren Riffs.
Drug Band with a Rock Problem
The Fat White Family existieren seit 2011. Gitarrist und Mitgründer Saul Adamczewski hatte viel mit Drogen zu kämpfen und verließ die Band unfreiwillig, um einen Heroin Entzug zu machen. Für das neue Album ist er wieder in die Band zurückgekehrt, die inzwischen aus sieben zwar nicht fetten, aber auf jeden Fall weißen Köpfen besteht. Mit Serfs Up haben die Briten versucht ein Pop Album schaffen, ohne ihre Identität zu verlieren.
Was dabei herausgekommen ist, ist ein gelungenes Werk. Eine Mischung aus den altbekannten zynischen Übertreibungen („Tastes Good with the Money“) Hip-Hop Beats („Fringe Runner“) und angenehmem Surf Pop mit Streicher Arrangements („Oh Sebastian“).
“Serfs Up” ist am 19. April bei Domino Records erschienen.