Europäisches Parlament

Europawahl

Ein Tag im Europäischen Parlament

/ / Bild: M94.5 / Christian Huynh

Im Mai ist es soweit – wir wählen das europäische Parlament. Aber was passiert dort eigentlich? Und wie beeinflusst die Politik der Europäischen Union unser alltägliches Leben? Mit diesen Fragen im Gepäck haben wir uns auf den Weg nach Straßburg gemacht. Dort haben wir das Europäische Parlament und seine Arbeit kennengelernt und mit jungen Europäern* über die Zukunft der EU gesprochen.

Fridays for Future, Artikel 13 oder das Verbot von Einwegplastik – in der letzten Zeit haben europäische Themen die politische Debatte und vor allem den Protest auf den Straßen bestimmt. Die Politik der Europäischen Union scheint die Menschen zu bewegen und doch können viele von ihnen sich wenig unter der Arbeit der Abgeordneten im Parlament vorstellen. Vom 23. Mai bis zum 26. Mai 2019 wird das Europäische Parlament neu gewählt, deswegen wollen wir die EU und ihre Abgeordneten besser kennenlernen.

Das Parlament und die Europawahl

„Nicht mal die Hälfte aller Deutschen haben 2014 bei der Europawahl ihre Stimme abgegeben. Bei den unter 25 Jährigen war die Wahlbeteiligung sogar noch geringer.“ Dagegen wollen Philipp Bauer und andere junge Europäer mit der Initiative „diesmalwähleich.eu“ etwas unternehmen. Der 27 Jährige ist Pressereferent im Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in Deutschland. Für seine Arbeit pendelt er zwischen Berlin, Brüssel und Straßburg und zeigt Journalisten wie uns die Arbeit der Europäischen Union. So beginnt unser Tag in Straßburg mit einer Führung durch das Parlament. Zusammen mit Philipp geht es zuerst in das Herzstück – den Plenarsaal. Hier sitzen 751 Abgeordnete aus 28 Mitgliedsstaaten und debattieren über die Zukunft Europas. Während einer Plenarsitzung sind Reden in allen 24 Amtssprachen gestattet. Damit das überhaupt möglich ist, wird in den Dolmetscherkabinen am Rand des Sitzungssaales auf Hochtouren gearbeitet. Der durchschnittliche Abgeordnete ist 53 Jahre alt (Stand 2014) und männlich. Philipp meint, dass sich das in der nächsten Legislaturperiode ändern könnte, sofern die Wahlbeteiligung steigt und sich vor allem Europäer unter 25 Jahren an der Wahl beteiligen.

Im Interview mit Pressereferent Philipp Bauer

Junge Abgeordnete im Europäischen Parlament

Nach der Führung treffen wir zwei Abgeordnete, die diesem Bild schon jetzt nicht entsprechen. Mit Anfang 30 sind Terry Reintke (Bündnis 90/Grüne) und Tiemo Wölken (SPD) mit die jüngsten Abgeordneten im Parlament und setzen sich vor allem für die Interessen junger Menschen in Europa ein. Themen, die Terry Reintke bewegen, sind vor allem LGBTI*- und Frauenrechte. So haben sie und ihre Kollegen erst kürzlich eine Regelung durchgesetzt, die Abgeordnete zu einem Kodex verpflichtet, durch den sexuelle Belästigung und unangemessene Verhalten im Parlament verhindert werden sollen. Darüber hinaus kämpft die junge Abgeordnete aber auch für Arbeitnehmerrechte und eine gerechte Bezahlung von Praktika.

Terry Reintke spricht über die Zukunft Eruopas

Und auch Tiemo Wölken versucht mit seiner Politik junge Menschen anzusprechen, besonderen Wert legt er dabei auf seine Präsenz in den sozialen Medien. Auf Youtube hat der junge Abgeordnete über 37.000 Follower, hier bietet er regelmäßig einen Einblick hinter die Kulissen des Parlaments und der europäischen Politik. Als Mitglied des Ausschusses für Umweltfragen und des Rechtsausschusses, geht es dabei dann auch um Fridays for Future, Uploadfilter oder den Brexit.

Tiemo Wölken erzählt uns von seiner Arbeit im Europäischen Parlament

Eine gemeinsame Zukunft in Europa

Sie sind aber bei Weitem nicht die einzigen jungen Europäer, die für das Europäische Parlament arbeiten. Zu den über 7600 Angestellten zählen viele junge Menschen, wie zum Beispiel auch Philipp. Er nimmt uns mit und wir treffen einige seiner Kollegen aus ganz Europa, darunter eine Finnin, ein Niederländer und ein Ire. Sie alle sind im Moment Pressereferenten und aus den unterschiedlichsten Gründen zu ihrer Tätigkeit im Parlament gekommen. Was sie verbindet, ist ihre Beziehung zur Europäischen Union, viele von ihnen haben während ihres Studiums ein Erasmus Semester gemacht oder sind als Journalisten durch Europa gereist. Sie selbst definieren sich als Europäer, denn die EU verbindet sie und ihre Herkunftsländer miteinander. Antieuropäische Tendenzen oder der Brexit machen ihnen Sorge, denn sie glauben an ein vereintes Europa. Genau aus diesem Grund ist ihnen vor allem die anstehende Europawahl wichtig, sie wollen mit ihrer Arbeit die Menschen dazu ermutigen Wählen zu gehen und für eine europäische Gemeinschaft zu kämpfen.

Die Ergebnisse unserer Reise ins Europäische Parlament nach Straßburg und die Reportage zu jungen Menschen in Europa seht und hört ihr in den nächsten Wochen in unserem Radioprogramm und in unserem Youtube-Kanal.

*für den besseren Lesefluss wird hier grammatikalisch vereinfacht, es sind aber immer alle Gender gemeint