Skandal-Videos

An der Grenze des guten Geschmacks

/ / Bild: Shutterstock

Wie schon öfter sorgt ein neues Musikvideo der Band Rammstein für Aufregung und Entrüstung. Der schockierende Inhalt des Songs und Musikvideos tut dessen Erfolg aber keinen Abbruch. Dennoch stellt sich die Frage, wo die Grenze zwischen reiner Skandalgeilheit und provokanter Kunst verläuft. 

Provokant wie eh und je

Skandalträchtige Videos gehören zu Rammstein mittlerweile genauso dazu wie das rollende “R” des Frontsängers Till Lindemann und die größenwahnsinnigen Live-Auftritte der Band. Mit ihrem Clip zur neuen Single “Deutschland” haben sie aber, nach Meinung vieler, die Grenzen des guten Geschmacks endgültig überschritten. Das Video ist eine wilde Bild-Collage, die visuell die Geschichte Deutschlands abhandelt. Dabei behandeln sie Sequenzen, die zeitlich von der Varus-Schlacht bis hin zur DDR reichen. Darunter sind aber auch Szenen, die auf plumpe Art und Weise den Holocaust nachstellen: Die Bandmitglieder stehen dabei in Sträflingskleidung inklusive Judenstern auf der Brust und Strick um den Hals auf einem Block unter einem Galgen. Nacheinander werden sie von einem Nazi-General heruntergestoßen.

Schon wenige Stunden nach Veröffentlichung des Videos gab es Unmengen an Reaktionen im Netz. Einerseits waren darunter viele Fans von Rammstein, die die kalkulierte Aufmerksamkeitshascherei der Band feiern, andererseits aber mindestens genauso viele Kritiker, die der Gruppe Geschmacklosigkeit und perfide Ausnutzung der Meinungsfreiheit vorwerfen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Musikvideo zu “Deutschland”

Kunst, die weh tut

Auf welcher Seite man auch steht: Dass Musikvideos sowohl provokant, als auch intelligent und künstlerisch wertvoll sein können, ist offensichtlich. Dies wurde schon mehrfach in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. Ein Clip, der diese Gegensätze gelungen vereint, ist das Video zu “Smack My Bitch Up” von “The Prodigy”. Sowohl der Song, als auch seine visuelle Umsetzung gelten heute als Klassiker, sorgten jedoch im Erscheinungsjahr 1997 weltweit für eine Welle der Entrüstung. Das Video, das den Protagonisten in der First-Person-Perspektive bei einer verzechten Nacht durch die Londoner Clubszene begleitet, ist von heftiger Gewalt und explizit pornographischen Bildern geprägt. Getrieben vom hyperaktiven Beat des Songs, durchlebt der Zuschauer den Drogenkonsum der Hauptperson. Dieser ist im Video durch verzerrte Bilder und wilde Schnitte dargestellt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen
Video zu “Smack My Bitch Up”

Trotzdem Kult?

Doch auch dieser Song sorgte für Aufregung: BBC und MTV löschten den Song und das Video nach kurzer Zeit aus dem Programm, da besonders feministische Gruppen dem Clip Frauenfeindlichkeit vorwarfen. Heute hat der Track absoluten Kultstatus und das Video gilt als eines der innovativsten der Pop-Geschichte. Mit seinem neuartigen Einsatz visueller Stilmittel und cleverer Provokation schuf Regisseur Jonas Åkerlund ein kleines Meisterwerk, dass den Konsumenten allein mit Bildern manipuliert und durch die unerwartete Wendung am Ende zur Selbstreflexion anregt. Dagegen wirkt das Rammstein-Video statt ästhetisch anspruchsvoll eher wie ein Versuch, ohne viel Inhalt schnell und möglichst viel Aufmerksamkeit zu erhaschen.