Forschung in München
200 Jahre Herbarium
Nicht nur Schlösser und Museen hat Bayern seinen Königen zu verdanken. Die Wittelsbacher haben auch verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen gegründet, darunter die Botanische Staatssammlung in München. Gemessen an ihrer Größe ist sie immerhin die Nummer 21 weltweit und umfasst etwa drei Millionen Sammlungsstücke. 2013 feiert sie ihren 200. Geburtstag.
Relevanz für aktuelle Forschung
Wer das Pressen von Blumen für ein Herbarium noch aus seiner Schulzeit kennt, vermutet hinter einer solchen Sammlung leicht eine etwas antiquierte Art des Archivierens. Tatsächlich kommt ein großes wissenschaftliches Herbarium heute natürlich nicht mehr ohne eine Datenbank aus. Trotzdem haben sich die konservierten Pflanzenteile als ideal für die moderne molekulare Forschung erwiesen. Gerhard Hazsprunar, Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, ist überzeugt, dass das Pressen und Trocknen eine ausgezeichnete Methode ist, um Pflanzen und Pilze möglichst unbeschädigt zu konservieren. Zoologen würden Botaniker darum beneiden.
Erkennen ökologischer Entwicklungen
Die Vorzüge eines Herbariums liegen auch im langen Zeitraum, den eine solche Sammlung abdeckt. Die älteste Pflanze in München stammt etwa aus dem Jahr 1690. Und auch eine größere Menge an Exemplaren einer Art aus dem selben Gebiet kann wertvolle Erkenntnisse liefern. Susanne Renner, Direktorin der Botanischen Staatssammlung, erklärt das am Beispiel von Veilchen: Da alle Blumen in ihrer Blütezeit geerntet wurden, kann man feststellen, dass die Veilchen mittlerweile 32 Tage früher blühen als zu Beginn der Untersuchung. Diese Daten sind Grundlage für ökologische Forschung, die sich mit Veränderungen der Flora beschäftigt.
Das Herbarium wächst
Die Sammlung gehört bereits zu den bedeutendsten der Welt und wächst jedes Jahr durchschnittlich um etwa 16.000 Exemplare. “Mehr ist besser”, sagt Susanne Renner. Zum Geburtstag des Herbariums darf sie sich über ein ganz besonderes Geschenk eines privaten Sammlers freuen. Zum Festakt am 7. Juni überlässt er dem Archiv etwa 1.000 konservierte und gut dokumentierte Pilze aus dem Inn-Salzach-Gebiet. Auch die werden in Zukunft Wissenschaftlern für die Forschung im Bereich der Biodiversität zugänglich gemacht.
Bildquelle: Susanne S. Renner unter CC BY-SA 3.0