Viel Geld für Fake
Fake Monet(y)
Immer wieder tauchen wie aus dem Nichts verschollene Kunstwerke alter Meister plötzlich auf und wirbeln den gesamten Kunstmarkt auf. Dabei kommt die Frage auf, was das Werk nun so besonders macht: Die Kunst selbst oder die Umstände des Fundes?
In der zeitgenössischen Kunst sorgen Persönlichkeiten wie Banksy oder Ai WeiWei mit ihren Aktionen immer wieder für Aufsehen. Die Werke von alten Meistern wie Rembrandt, Caravaggio und Co. sind zwar selber nur selten so skandalträchtig wie moderne Kunst, bekommen aber durch spektakuläre Entdeckungen auch heutzutage immer noch viel Aufmerksamkeit. So geschehen diese Woche, als in Frankreich eine ältere Dame ein kleines Gemälde verkaufen wollte, welches jahrelang über dem Herd in ihrer Küche hing. Das Bild mit dem Namen “der verspottete Jesus” sieht zunächst relativ unscheinbar aus, ist aber tatsächlich ein Meisterwerk der Früh-Renaissance und mehrere Millionen Euro wert. Davon gehen jedenfalls einige Experten aus und bezeichnen das Werk als Sensations-Fund. Gleichzeitig werden aber auch kritische Stimmen laut, die den Entdeckern des Gemäldes vorwerfen, nicht genug Nachforschung zu betreiben und aus Geld- und Sensationsgier den “verspotteten Jesus”, ohne groß zu hinterfragen, als waschechtes Original bezeichnen.
Doch wie genau funktioniert die Verifizierung von so einem alten Kunstwerk? Der Kunstsachverständige Dr. Martin Pracher nennt vier grundlegende Methoden, die die originale Herkunft eines Gemäldes absichern können: Stilkritik, technische Kunstgeschichte, Materialanalyse und Provenienzforschung.
“Es ist wahnsinnig viel Recherche, und wenn man Glück hat, ergibt das ganze am Ende ein geschlossenes Bild, und dann kann man von einem Original ausgehen”
So die Einschätzung von Dr. Pracher.
In der Stilkritik wird das Werk mit anderer Kunst aus der gleichen Epoche oder des gleichen Künstlers anhand von stilistischen Merkmalen verglichen. Außerdem wird die Maltechnik, sowie der Zustand des Werks anhand kunstgeschichtlicher Merkmale analysiert. Bei der Materialanalyse wird der verwendete Stoff unter die Lupe genommen; und am Ende noch die Provenienz, also die Herkunft, recherchiert. Aber selbst wenn all diese Schritte ein schlüssiges Bild ergeben, kann in späteren Jahren mit neuen, modernen Methoden die Echtheit und der Ursprung eines Kunstwerks hinterfragt werden.
Schon vor ein paar Jahren wurde, interessanter Weise durch den gleichen Kunstexperten, welcher nun auch den vermeintlichen Cimabue entdeckt hat, ein verloren geglaubtes Werk von Caravaggio auf einem französischen Dachboden gefunden. Die Authentizität des Werks ist ebenfalls äußerst umstritten, wurde aber erst dieses Jahr für eine unbekannte Summe versteigert. Dr. Pracher sieht in solchen Fällen aber keine Gefahr für die Kunstwelt: “Das ist natürlich immer eine sensationelle Geschichte. Im Grunde muss aber noch gut und solide recherchiert werden. Sonst ist da immer ein Zweifel im Raum, und wenn der nicht ausgeräumt ist, wird das Kunstwerk auch nicht für die Millionen laufen”. Eigentlich ist eine seriöse Analyse bei der zweifelhaften Herkunft eines Kunstwerks also schon sinnvoll. Trotzdem finden sich immer wieder auch für solche Gemälde Käufer, die von den tollen Stories hinter den Bildern gelockt werden und sowohl naiv, wie auch reich genug sind, mehrere Millionen auszugeben. Wahrscheinlich muss wirklich zuerst einmal eine Fälschung für viel Geld verkauft werden, damit dieser Trend zurückgeht.