Geschichte des Kinos
125 Jahre Kino
Das Studio MGM verweigert die Veröffentlichung des neuen James-Bond-Filmes über Streaming-Plattformen wie Netflix oder Apple. Der Film stehe nicht zum Verkauf – zu Recht. Die Pandemie lässt die Sitze im Kino leer bleiben, das Streaming boomt. Doch wie fing alles an? Wir feiern 125 Jahre Kino.
Varietétheater, im Berliner Wintergarten der 1895er Jahre. Im Kaiserreich herrscht Technikbegeisterung: Eisenbahnen, Autos, Elektrizität kommen auf den Markt. Doch genau an diesem 1. November 1895 präsentieren die Brüder Skladanowsky ihre lebenden Photographien, Lichtbilder auf handgemalten Glasscheiben. „Das Bioscop der Gebrüder Sklandaowsky hatte aber einen deutlich geringeren Erfolg als das der Brüder Lumière. Aber natürlich, das boxende Känguru gehört bis heute zu den ganz großen Klassikern.“, erklärt Prof. Dr. Michaela Krützen, Medienwissenschaftlerin an der Hochschule für Film und Fernsehen in München.
DIE GOLDENEN ZWANZIGER
Ab den 1910er Jahren sprießten die luxuriösen Kinopaläste in Deutschland nur so aus dem Boden. Vor allem für Frauen bedeutete die Entstehungszeit des Kinos neue Freiheiten: Denn ein Kinobesuch war ohne männliche Begleitperson möglich. Mit dem Film Der Jazzsänger (1927) brach ein neues Zeitalter an: der Tonfilm. „Die Folgen waren der Wahnsinn. Es wurde alles viel teurer, man musste viel mehr Geld investieren, um einen Film zu drehen, die Kamera wurde unbeweglicher und die deutschen Großproduktionen waren nur noch national einsetzbar.“, so Krützen. Die jährlichen Besucherzahlen stiegen bis 1928 trotzdem auf 353 Millionen an.
KINO ALS ZENTRUM DER PROPAGANDA
Für den selbsternannten „Filmminister“ Joseph Goebbels war der Film einer der wichtigsten Medien, um die Propaganda an das Volk zu übermitteln. Das Kino entwickelte sich zu einer vom Staat gelenkten Institution. Die Wochenschauen während des Zweiten Weltkrieges waren für die deutsche Bevölkerung die einzige Möglichkeit, das Kriegsgeschehen an der Front visuell mitverfolgen zu können. Besonders indirekte Propaganda wurde eingesetzt, wie der Film Die Feuerzangenbowle (1944), um die Kriegsmoral aufrechtzuerhalten. Nach dem Krieg wurde der Betrieb in den Lichtspielhäusern früh wieder aufgenommen – vor allem auch, um die Bevölkerung nach der NS-Zeit umzuerziehen.
NACHKRIEGSJAHRE UND FLAUTE
In der Nachkriegszeit gingen Ost- und Westdeutschland auch in der Kinobranche getrennte Wege. „Der Westen, das ist das Land ab 1950 des Heimatfilms, dafür steht vor allem der Film Der Förster vom Silberwald (1954). Der Osten hingegen setzte auf Aufklärung im Kino durch Filme wie Die Mörder sind unter uns (1946).”, erklärt Prof. Dr. Krützen. Als sich der Fernseher allmählich während den 1970er Jahren in das Familienwohnzimmer schlich, ging die Zahl der Kinogänger stark zurück. Erst in den 1990er Jahren, angetrieben durch die Verbesserung des Tons und der zahlreichen Spezialeffekte, wurde das Kino wieder beliebter.
NETFLIX UND CO. – DAS NEUE HEIMKINO?
Die Corona-Pandemie schlägt auch im Kino zu. Beschränkungen und Ausfälle durch den Lockdown lassen die Kinobesucher ausbleiben und Streaming-Plattformen boomen. Prof. Dr. Krützen führt an: „Für die Produzierenden heißt das, dass sie anders produzieren müssen. Bewegte Bilder werden nach wie vor geschaffen, aber werden eben nicht mehr nur exklusiv für das Kino geschaffen. Es gibt jetzt andere neue interessante Märkte.“
Vielleicht veranlasst ein erzwungener Verzicht auf das Kino, dass die Lichtspielhäuser nach der Pandemie ein erneutes Revival erleben können.